Mutworte - Christa Carina Kokol
Sam sagt nur „dito“

Foto: Neuhold

Unlängst besuchte ich im Grazer Orpheum das Musical „Ghost – Nachricht von Sam“. Es berührt durch den Ausdruck tiefer menschlicher Sehnsucht nach aufrichtiger Liebe. Obwohl sich Molly und Sam sehr gerne haben, kommen ihm die Worte „Ich liebe dich auch“ nicht über die Lippen. Er bleibt bei einem flapsigen „dito“ („auch so viel“), was die beiden einander nicht näher bringt. Im Gegenteil. Denn als Sam, ohne diese Worte je ausgesprochen zu haben, durch eine tragische Wendung getötet wird, bleibt nicht nur Molly tief traurig zurück, auch Sam findet zwischen Erde und Himmel keine Ruhe. Es herrscht Chaos zwischen den beiden und Brutalität, Falschheit und Tod in ihrer Umgebung. Hin- und hergerissen zwischen den Welten, sagt Sam erstmals nicht „dito“, sondern „Ich liebe dich“. Darin wird die Beziehung der beiden, aber auch die ihrer Mit- und Umwelt gewandelt und lässt Ewigkeit aufleuchten. Soweit das Musical.

Der Psychiater und Buchautor Joachim Bauer schreibt in seinem Werk „Das empathische Gen“, dass der Mensch von Natur aus ein einfühlendes, ja liebevolles Wesen ist. Und er stellt bei rund dreizehntausend getesteten Personen fest, dass empathische Menschen optimistischer und glücklicher sind, da Einfühlsamkeit der menschlichen Natur entspricht. Wie auch Mütterlichkeit, die nicht eine Frage des Geschlechts oder der leiblichen Mutterschaft ist. Allen einen schönen Muttertag!

Doch sollten Sie, liebe Lesende, jetzt einfühlsam (!) „dito“ zu mir sagen, freue ich mich auch.

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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