Positionen - Karl Veitschegger
Papst, Frauen, Amazonen

Nein, das Frauenbild, das mein Lieblingspapst im Schreiben Querida Amazonia skizziert, ist gut gemeint, aber überzeugt mich nicht. Meine Großmutter (*1908) hätte es noch bejaht, meine Mutter (*1930) schon bezweifelt, jüngere Frauen lehnen es ab, auf einen „weiblichen Stil“ fixiert zu werden. Dass Frauen nach dem Vorbild Mariens Gottes Zärtlichkeit leben sollen, ist zwar gut und schön, aber gilt das nicht auch für Männer? Und die Sorge, durch eine Weihe würden Frauen gefährlich „klerikalisiert“, klingt seltsam. (Übrigens wurde in früherer Zeit auch Maria als Priesterin verehrt und im Messkleid dargestellt, ehe Rom das 1916 verbot.)
Mut macht hingegen, was der Papst andernorts gesagt hat: „Seit Paul VI. Teresa von Avila und Katharina von Siena zu Kirchenlehrerinnen erhoben hat, kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass Frauen die höchsten Stufen der Glaubensweisheit erreichen können“ (Ratzinger-Preis-Verleihung 2018).
Zum größten Teil und zum Hauptinhalt (!) von Querida Amazonia sage ich dankbar Ja: „Ich träume von einem Amazonien, das für die Rechte der Ärmsten kämpft … Ich träume von einem Amazonien, das seinen charakteristischen kulturellen Reichtum bewahrt … Ich träume von einem Amazonien, das die überwältigende Schönheit der Natur eifersüchtig hütet … Ich träume von christlichen Gemeinschaften, die in Amazonien der Kirche neue Gesichter mit amazonischen Zügen schenken.“ Hier spüre ich den Herzschlag des Papstes. Das schmeckt nach Zukunft. Hier verstehe ich ihn und folge ihm gerne.

Karl Veitschegger

Autor:

Ingrid Hohl aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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