Positionen - Monika Prettenthaler
Osteraugen

Die biblischen Erzählungen von den Begegnungen der Jüngerinnen und Jünger mit dem Auferstandenen zeigen ein Phänomen: Sie, die mit Jesus vorher unterwegs waren, erkennen ihn nicht. Sie glauben, dem Gärtner oder einem Fremden gegenüberzustehen. Erst auf den zweiten Blick, der ihnen die vertrauensvolle Beziehung, wertvolle Gemeinschaftserfahrungen und seine Friedensbotschaft für alle in Erinnerung ruft, erkennen die Freundinnen und Freunde den Auferstandenen.
Wir Christinnen und Christen feiern Ostern und stellen uns in diese Tradition, lassen uns einladen, mit österlichen Augen auf das Leben und die Welt zu schauen: Eine Perspektive, die wie die Jüngerinnen und Jünger damals Ostern nicht als Fest einer biologischen Wiederkehr versteht, sondern von der Hoffnung getragen ist, dass nicht das Todbringende das letzte Wort hat, sondern ein gutes Leben für alle möglich ist.
Dass diese österliche Sicht keine Frage des Kalenders ist, machen Erfahrungen und Berichte der letzten Wochen bewusst, in denen unser Leben aus guten Gründen eingeschränkt ist und uns Krankheit und Tod näher kommen als sonst: Sind es nicht Osteraugen, mit denen jetzt viele Helferinnen auf betagte Nachbarn schauen und diese unterstützen? Sind es nicht Osteraugen, die in unserer Gesellschaft plötzlich jene Berufsgruppen mit Dankbarkeit in den Blick nehmen, die zu oft selbstverständlich übersehen wurden: Frauen an der Supermarktkassa, Mitarbeiter der Müllabfuhr, Pflegekräfte aus Osteuropa …?
Ostern ist jetzt – durch Osteraugen auf die Welt und unsere Menschen schauen, das können wir immer!

Monika Prettenthaler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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