Offen gesagt - Bernd Hillebrand
Neue Wege eröffnen
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Kann man Gott Wegbereiterin nennen?
Bereits in der frühen Kirche wurden Jesus bestimmte Titel zugesprochen. Diese knüpften an Gottestitel im Alten Testament an. Mit diesen Bezeichnungen wollte man Deutungen von Weg und Person Jesu zum Ausdruck bringen. Meist entstanden sie in langwierigen Diskussionen und Auseinandersetzungen von theologischen Schulen und auf Konzilien des frühen Christentums. Die Orientierung dabei war stets das Evangelium und dessen Übertrag in die heutige Zeit. Wenn also die Frage gestellt wird, wie man Gott bezeichnen kann, dann ist die Ausrichtung am Evangelium und an der Tradition entscheidend.
Das Bild des Weges durchzieht die Geschichten Jesu, der mit vielen auf dem Weg ist. Im Blick auf diese Weggeschichten liegt die Vorstellung des Wegbegleiters/der Wegbegleiterin näher. Übrigens muss das Geschlecht Gottes offen bleiben, da sich Gott nicht auf ein Geschlecht festlegen lässt. In der Bibel gibt es auch weibliche Gottes-Bezeichnungen, wie die Quelle, die Geistkraft oder die Liebe.
Die angefragte Bezeichnung der Wegbereitung findet sich im Sinne einer Wegeröffnung in vielen Heilungsgeschichten, die einen neuen Weg für Menschen öffnen. In diesem Sinne ist Gott sicher ein Wegöffner und eine Wegöffnerin, auf den/die man im Glauben vertrauen kann, dass sich im Leben immer wieder ein neuer Weg eröffnet. Eine zu eng gedachte Wegbereitung, die nur einen fest vorgeplanten Weg zulassen würde, widerspricht hingegen der Freiheit des Menschen, der sich selbst für einen Weg entscheidet und diesen dann auch verantwortet. Daher wäre die Bezeichnung WegeröffnerIn naheliegender.
Bernd Hillebrand ist Pastoraltheologe an der Katholisch Theologischen Fakultät Graz.
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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