Positionen - Monika Prettenthaler
Mütter dürfen anders

Neben der Familie als ganze gibt es vermutlich keine Personengruppe, die so idealisiert wird wie Mütter. Einfühlsam, verständnisvoll, umsichtige Familienmanagerin, immer ein offenes Ohr für kindliche Nöte, trotz eines Berufes außer Haus unendlich Zeit für Förderung und Unterstützung der Kinder, kreativ und gastfreundlich, gut eingebunden in Nachbarschaft und Freundeskreis … soll sie sein. Ein Blick auf das Angebot für Glückwunschtext und Karten zum Muttertag bestätigt dieses Bild weitgehend.

Idealbilder sind ambivalent: Sie können Menschen ermutigen und darin bestärken, den eigenen Weg nicht aufzugeben, auch wenn das Bild nicht erreicht worden ist. Idealbilder können aber im Gegenteil auch demütigen und verzweifeln lassen, wenn das Ideal so hoch angesetzt ist, dass es nicht erreicht werden kann – dann bleibt oft die Abwertung derer, die es nicht schaffen. Die Idee von einem fehlerlosen, perfekten Mutter-Sein setzt enorm unter Druck.

Dabei geht es auch anders: Es tut allen gut, wenn Mütter, wenn Eltern nicht fehlerfrei sind. „Kinder können sehr gut mit Fehlerhaftigkeit umgehen. Sie sind ja auch selbst nicht perfekt – so wie es kein Mensch ist“, sagt die Familienberaterin Tanja Draxler.

Mütter dürfen sich vom Leistungsdruck verabschieden, der festlegen möchte, wie sie sein sollen. Sie dürfen anders. Sie dürfen zu ihren Unzulänglichkeiten, zu Stress und Ärger stehen. Auch so kann die Basis für liebevoll ehrliche Beziehung und Kommunikation gelegt werden.

Eine Mutter, die gut genug ist, tut besser als eine perfekte.

Monika Prettenthaler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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