Positionen - Karl Veitschegger
Leicht zu überhören

Bei seiner Angelobung am 26. Jänner 2023 erinnerte Bundespräsident Alexander van der Bellen an ein Wort des verstorbenen Innsbrucker Bischofs Reinhold Stecher: „Das Gute spielt in dieser Welt seinen Part meist piano und pianissimo. Und es gehört zur Lebenskunst, es nicht zu überhören.“ Ein kostbarer Satz, den ich mir sofort notiert habe.

Die Berichte über Skandalöses, Brutales, Gefährliches dröhnen gleichsam an unser Ohr, sie okkupieren unsere Aufmerksamkeit, oder – noch schlimmer – sie stumpfen uns ab. Dass auch viel Gutes in unserer Welt passiert, tagtäglich, auch in unserer Nähe, überhören wir da leicht.

Das Gute – christlich gesprochen: das „Reich Gottes“ – mag oft unscheinbar wie ein Senfkorn sein, aber es ist da und wächst. Ich habe mir daher vorgenommen, mehr darauf zu achten, es wahrzunehmen und auch darüber zu reden: der Kassierin im Supermarkt, die trotz Stress freundlich und hilfsbereit ist, laut danken; wenn über einen Bekannten geschimpft wird, auch das Gute, das ich von ihm weiß, gerne weitererzählen; bewusst mithelfen, dass jene, die als „Gutmenschen“ für soziale Wärme in unserer Gesellschaft sorgen, gewürdigt werden; öfter an jemanden, über dessen Engagement ich mich freue, ein SMS oder ein Mail schreiben.

Es geschieht viel Gutes in der Welt. Oft leise. Darum der Ruf Jesu: „Wer Ohren hat, der höre“. Gott ist kein „Hinter-Weltler“, der seine Welt vergessen hätte, sondern er wirkt in (!) der Welt jeden Tag durch viele Frauen und Männer. Auch in unserer Nähe. Erzählen wir es weiter!

Karl Veitschegger

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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