Mutworte - Christa Carina Kokol
Ich trau dir das zu

Foto: Neuhold

„Advent, das ist die stillste Zeit im Jahr …, die Zeit der frohen Zuversicht und der gläubigen Hoffnung. Es mag nur eine Binsenweisheit sein, aber es ist eine von den ganz verlässlichen, dass hinter jeder Wolke der Trübsal ein Stern der Verheißung glänzt …“ So beginnt eine Erzählung, die ich einst als schüchternes Mädchen bei einer schulischen Feier vortragen durfte. Ein vom Wesen her einfühlsamer Lehrer hat mir vertraut und auch zugetraut, dass ich es kann. Für mich eine unerwartete, aber wesentliche Erfahrung.
„Mensch, werde wesentlich!“ schreibt Angelus Silesius, denn das Wesen macht uns zu dem Menschen, der wir sind. Für Augustinus steckt in unseren menschlichen Sehnsüchten nach Anerkennung, Erfolg, Glück, Freude, Liebe die Sehnsucht nach dem letzten Sinn, den viele Gott nennen. Indem wir immer mehr dieser einzigartige Mensch werden, als der wir von Anfang unseres Seins gemeint sind, kommen wir zu unserem eigentlichen Wesen. Wir werden darin „gottähnlich“, wie es die großen Mystikerinnen und Mystiker beschreiben. Und Gott traut uns diese Menschwerdung zu.
Nicht immer werden sich unsere Wünsche so erfüllen, wie wir es uns menschlich vorstellen. Doch „hätte die Katze Flügel, wäre kein Spatz mehr in der Luft“, sagt eine orientalische Weisheit. Meine Hoffnung auf herrliche Weihnachtsbäckereien könnte sich heuer erfüllen. Ich habe einer lieben Bekannten eine Keksdose geschenkt – ganz ohne Erwartung! Aber, ich trau ihr einiges zu.

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl. 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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