Positionen - Monika Prettenthaler
Geerdete Verbindung

Am Beginn der Schöpfungszeit, in der die Kirchen ihre Verantwortung für die Natur in den Mittelpunkt stellen, denke ich an einen Ort, an dem der Schöpfungsfürsorge besonderer Raum gegeben wird: Im Kapuzinerkloster in Irdning werden seit 30 Jahren kontemplative Exerzitien angeboten.

Es treffen sich dort Menschen aus allen Himmelsrichtungen, mit den unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen, aber der gemeinsamen Sehnsucht, ihr Leben in Einfachheit und im Offensein für die Gegenwart Gottes während der zehn intensiven Schweigetage ordnen zu lassen. In liebevoller Aufmerksamkeit und zärtlicher Klarheit begleiten die Osttirolerin Elisabeth Berger und der Kapuziner Rudolf Leichtfried, der mit der Exerzitienidee das kleine Kloster wohl auch vor dem Zusperren bewahrt hat, die Teilnehmenden.

Das Aussteigen aus dem Alltag in eine Zeit ohne Handy, Medien und Bücher ist keine Flucht in eine abgehobene Sonderwelt. Die einzige Aufgabe der Übung des meditativen Gebetes besteht darin, ausgerichtet auf das große DU Gottes ganz präsent zu sein. Das ermöglicht einen guten Blick auf das Ganze des Lebens. Dieses Gegenwärtig-Sein ist die Basis für einen achtsamen Umgang miteinander und mit den Ressourcen der Natur.

Eine Exerzitienkollegin erzählte heuer in der Abschlussrunde, wie sie, im Klostergarten sitzend, die Kreuze am Kirchdach und den damit verbundenen himmlischen Schutz meditierte und dabei auch eine wichtige Entdeckung der engen Verbindung von Spiritualität und Lebenspraxis machte: An jedem Kreuz hängt auch ein gut geerdeter Blitzableiter.

Monika Prettenthaler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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