Mutworte - Christa Carina Kokol
Ein Stück Hoffnung mitten im Stau

„Corona ist wie im Stau stehen“, lese ich in einer Grazer Wochenzeitung. Ja, auch im Stau ist man genervt. Wie lange noch? Wieso gerade jetzt? Ignoranz und eigenmächtiges Vorpreschen sind unverantwortlich und lebensgefährlich. Es liegt in meiner Macht, wie ich die unfreiwillige Wartezeit gestalte: Ich kann mich aufregen, nach Schuldigen suchen, mir selbst und anderen das Leben (noch) schwerer machen. Ich kann aber die Zeit auch sinnvoll nutzen – für mich und alle Beteiligten. Auch der Advent ist eine Zeit des Wartens. Zeit, um in mancher Dunkelheit des Lebens ein kleines Licht der Hoffnung zu entzünden.
Wie alle Rettungs- und Sicherheitskräfte hat auch die Polizei keinen leichten Job – ständig neue Herausforderungen und Gefahren. Da bäckt eine aufmerksame Mitarbeiterin kleine Marmorkuchen für die gestressten PolizistInnen im Einsatz. Und diese freuen sich wie Kinder über die stärkende Nahrung – vor allem für die Seele.
Nach einem intensiven Tag erreiche ich kurz vor Geschäftsschluss noch den Supermarkt. Dann reißt das Gummiband meiner MNS-Maske. „Ich habe ein Problem!“, rufe ich verzweifelt dem Kassier entgegen. „Das Problem werfen wir einfach in den Mistkübel“, beruhigt dieser trotz wartender Kunden freundlich und reicht mir eine neue. Ein Stück Hoffnung mitten im „Stau“. Und „Hoffnung ist eine schöne Erinnerung an das, was noch vor uns liegt“*, auch wenn sich’s gerade staut.
*nach Gabriel Marcel

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeu-tische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ