Aus meiner Sicht - Heinz Finster
Ein Schritt vom Abgrund zurück

Im Februar 2023 mahnte UN-Generalsekretär AntÓnio Guterres zum 1. Jahrestag des russischen Überfalls auf die Ukraine: „Es ist höchste Zeit, vom Abgrund zurückzutreten.“

Bei derselben Sitzung warb der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba mit drastischen Worten um Solidarität: „Niemals in der Geschichte war die Trennlinie zwischen dem Guten und dem Bösen so klar: Ein Land will einfach nur überleben. Das andere will töten und zerstören.“

Zum 2. Jahrestag der Invasion hat sich die Kriegslage verfestigt – und jetzt das: Papst Franziskus wirbt in einem Interview um eine „diplomatische Lösung für einen gerechten und dauerhaften Frieden“. Dabei passiert ihm kommunikativ gewiss ein Schnitzer. Sachlich meint Franziskus jedenfalls, dass der stärker ist, „der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut zur weißen Fahne hat, zu Verhandlungen“. Der Papst empfehle der Ukraine, „sich zu ergeben“, so die harsche Kritik an den Papst-Äußerungen.

Die Formulierung des Papstes ist wahrscheinlich für viele tatsächlich eine Zumutung.

Dennoch kann man schätzen, dass der Pontifex, der Brückenbauer, zum ohnedies weit verbreiteten Bild des Drachentötens als Versuch der Konfliktlösung auch andere Denk-Möglichkeiten ansprechen möchte, um vom Abgrund einen Schritt zurückzubleiben.

Heinz Finster
heinz.finster@sonntagsblatt.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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