Mutworte - Anna Schreiber
Die innere Haltung

Foto: privat

„Abends fallen mir häufig viele Gelegenheiten ein, an denen ich über den Tag meinen beiden Kindern (7, 12) gegenüber nicht aufmerksam genug war. Das plagt mich dann richtig schlimm, denn ich möchte ihnen als Mutter nicht schaden. Dann nehme ich mir vor aufmerksamer zu sein und wieder kommt der alltägliche Wahnsinn dazwischen. Was kann ich tun?“
Auf mich wirken Ihre Beschreibungen wie die einer sehr liebevollen und fürsorglichen Mutter. An keiner Stelle hatte ich den Eindruck, dass Sie eine unzumutbare Belastung für Ihre Kinder darstellten. Das Problem könnte einen anderen Ort haben: Vielleicht sind sie ungnädig mit sich?
Sie können zunächst eine „Außen-Probe“ vornehmen: Schildern Sie Ihrem Mann, Ihrer besten Freundin oder einer Person, der Sie eine hohe soziale Kompetenz zusprechen, einige der Situationen, von denen Sie annehmen, dass Sie sich ihren Kindern gegenüber unangemessen verhalten haben. Fragen Sie, wie Ihre Vertrauensperson die Sache einschätzt. Wenn Sie dann hören, – und davon gehe ich aus – „Alles ok. Ist nicht toll, aber sicher nicht schlimm“, dann ist der erste Schritt getan.
Sie können beruhigt sein: Ihren Kindern geht es gut. Nun kann das in Ihren Fokus kommen, um das es eigentlich geht: Darf ich ein Mensch sein? Das bedeutet: Darf ich Gelingen und auch Nicht-Gelingen erleben? Damit richtet sich der Fokus nach innen. Wenn wir bei unserer inneren Haltung ansetzen, liebevoller und aufmerksamer uns selbst gegenüber werden, dann zeigt das meist auch Auswirkungen auf unser Verhalten. Ihre Kinder werden sich freuen!

Dipl.-Psych. Anna Schreiber
ist Psychotherapeutin in Karlsruhe
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Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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