Aus meiner Sicht
Die Fastenzeit – Zeit für Brot

Großartige Menschen verwenden oft eine bildhafte Sprache. Ihre Erzählungen und Beschreibungen erwecken in uns Bilder, die unseren Geist anregen und komplizierte Zusammenhänge verstehbar machen. Aus meiner Sicht ist Sonntagsblatt-Chefredakteur Herbert Meßner ein Meister so einer bildhaften Sprache. Coronabedingt hat er mich gebeten, diesmal AUS MEINER SICHT zu gestalten, und ich möchte ein wenig das Wort „Brot“ betrachten.

Für manche Menschen ist Brot als Lebensmittel ja nicht mehr selbstverständlich gesund. Aber die Idee bleibt: Da gibt es etwas, das tief, anhaltend, unaufdringlich sättigt – und Charakter haben kann. Vielen Familien ist das Rezept für ihren Sauerteig wertvoll und sie tragen es über Generationen weiter. Im Speiseplan spielt sich Brot nicht in den Vordergrund, aber es kann schöne Sachen „tragen“. Brot ist zurückhaltend und kann lange Zeit Halt geben. Und auch ein Krümel Brot ist Brot.

Pandemie und Ukraine-Krieg befragen uns auch, was unsere persönlichen und gesellschaftlichen Grundnahrungsmittel sind. Was kann unser Handeln sättigen und ihm Charakter geben? Was möchten wir an sättigendem Brot anderen Menschen zur Verfügung stellen?
Die Fastenzeit erinnert daran, dass Zurückhaltung Charakter und Geist formen kann. Sie ist eine Zeit für Brot. Die österreichische Schriftstellerin Ilse Aichinger meinte gar einmal: Um zu lieben, ist es nötig, nicht zuerst einen großen Schritt vor, sondern einen kleinen zurück zu tun, weil es dann leichter ist, zu springen.

Heinz Finster

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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