Mutworte - Ruth Zenkert
Der göttliche Bund
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Sie seien Könige, daher der Name „königliche Truppe“, erklärte Țuca, der Lehrer der Musikgruppe „Șatra regala“. Begeistert spielen seine SchülerInnen Roma-Lieder. Doch sie nennen sich nicht Roma – „Diese Bezeichnung kommt von anderen, das sind nicht wir!“ –, sondern țigan, Zigeuner.
In der Ceaușescu-Zeit wurde ihnen versprochen, dass sie alle gleich seien – wenn sie ihre Traditionen und Sprache ablegten. Sie wurden umgesiedelt, bekamen Arbeit in den Fabriken, Wohnungen im Plattenbau, legten die schwarzen Hüte und bunten Kleider ab, vergaßen ihre Sprache, ihre Musik verstummte. Gleich wurden sie aber doch nicht, denn jeder wusste: Der ist ein Zigeuner, schau dir nur seine Hautfarbe an …
Nach der kommunistischen Ära löste sich der Traum von der Gleichheit auf. Die Zigeuner verloren Arbeit und Wohnungen. Heute sind sie weder von den Rumänen noch von den „echten“ Zigeunern akzeptiert. Sie gehören nirgendwo dazu. Biblisch gesprochen: Sie wurden ausgemerzt, ihre Wurzeln ausgerottet (Gen 17,14). Das ist eine Warnung, zum göttlichen Bund zu stehen – zur eigenen Herkunft. Wie der selbstsichere Alex, der beim Singen den Hut in die Luft wirft und ruft: „Ich bin stolz, Zigeuner zu sein!“.
Ruth Zenkert ist Leiterin des Sozialprojektes ELIJAH in Rumänien. Aus: elijah.at/bimail
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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