Mutworte - Christa Carina Kokol
Auch die ungelösten Fragen lieb haben

Foto: Neuhold

Krisen, Krisen, Krisen – in der Welt, in unserem Land, im urpersönlichen Bereich. Und mitten in der Dunkelheit unserer Daseins- und Zukunftsängste feiern wir Weihnachten – das Fest der Freude, des Friedens, des Lichts, der Menschwerdung.

Der Philosoph Peter Strasser befindet in seinem Buch „Eine Hölle voller Wunder“, dass der Mensch durch seine Geistbegabung weit über die Welt des „riesenhaft Technischen“, die rastlose Jagd nach Macht, Reichtum und Glück hinausweist. In ethischen, ästhetischen und religiösen Dimensionen erkennt der Mensch Werte, die Innerweltliches übersteigen. Diese Werte zeugen von einem Idealbild, und der Mensch weiß, dass er sich dieses Ideals befleißigen kann. Auch wenn er die Freiheit besitzt, Böses zu tun.

In meiner menschlichen Fähigkeit, Gutes zu erkennen, werde ich in jedem Augenblick herausgefordert, Gutes zu tun, egal, wie die Welt gerade aussieht. So wird das Böse machtlos: Denn „das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht erfasst“ (Prolog des Johannes-Evangeliums). Als Menschen dieser Erde plagen uns Ängste und ungelöste Fragen. Sie lassen uns am Guten in der Welt und letztendlich an Gott zweifeln. Man müsse Geduld haben mit dem Ungelösten im Herzen … , heißt es in einem Brief von Rainer Maria Rilke, „… und versuchen, die Fragen selber lieb zu haben … Es handelt sich darum, alles zu leben. Wenn man auch die Fragen lebt, lebt man allmählich, ohne es zu merken, eines Tages in die Antworten hinein.“

Christa Carina Kokol
ist dipl. psychotherapeutische Beraterin in Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor E. Frankl.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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