Welthaus
Touristen statt Nomaden?

Foto: Welthaus

In Tansania droht den Massai die Vertreibung. Welthaus unterstützt sie beim Kampf für ihre Rechte.

Sie sind so bekannt wie die Löwen und Elefanten, mit denen sie das Land teilen. Mit ihren langen Speeren und den rot karierten Tüchern fehlen die Massai auf keinem Touristenpro-spekt des berühmten Serengeti-Nationalparks. Auch die tansanische Regierung wirbt auf Plakaten mit den traditionsreichen Nomaden. Gleichzeitig will sie bis zu 150.000 Massai aus den Gebieten Ngorongoro und Loliondo am Rande der Serengeti umsiedeln – im Namen des Naturschutzes.

„Die Regierung hat uns das Land weggenommen. Viele Familien haben ihre Häuser und Weiden verloren. Sie können sich jetzt weder ernähren noch das Schulgeld für ihre Kinder bezahlen“, klagte Kiaro Kubany Orminis bei einer Veranstaltung im Welthaus Graz. Mit einer hochrangigen Delegation von Massai-Vertretern bereiste er zwei Wochen Europa, um internationale Unterstützung für ein Ende der Menschenrechtsverletzungen gegen die Massai zu gewinnen.

„In Tansania sind jetzt schon rund 40 Prozent des Landes geschützt. Es gibt unzählige Nationalparks, Naturschutzgebiete oder auch Wildreservate, in denen Großwildjagd unter Auflagen erlaubt ist“, erzählt Sigrun Zwanzger von Welthaus. „In mehreren Gebieten, wo die meist von Viehzucht lebende Bevölkerung offiziell über Landtitel verfügt, werden die Menschen enteignet. Ihnen wird entweder ein Ersatzgebiet vorgeschlagen, oder sie werden einfach aufgefordert, ihr Land zu verlassen.“ Doch die Ersatzgebiete seien bereits besiedelt.
Der Streit um die Landnutzung reicht weit zurück: Im Zuge der Gründung des Serengeti-Nationalparks 1959 wurde den Massai der Zugang zum Gebiet von der Größe der Steiermark verwehrt. Die Begründung: Ihre Rinderzucht vertrage sich nicht mit dem Schutz der Natur. Die Nomaden mussten nach Loliondo und Ngorongoro ausweichen, wo sie seither im Einklang mit der Natur lebten. Nun droht ihnen neuerlich die Vertreibung, deren Ursache Kritiker weniger im Naturschutz als vielmehr im einträglichen Luxustourismus und anderen wirtschaftlichen Interessen sehen.

Weitere Infos: graz.welthaus.at/tansania

Christian Köpf

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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