Weltkirche: Afghanistan
Taliban wittern überall westliche Spione oder Missionare

Afghanistan. Laut Caritas humanitäre Lage schlimmer denn je. | Foto: pixabay

Afghanistan. Laut Caritas humanitäre Lage schlimmer denn je.

Ein Jahr nach dem westlichen Truppenabzug aus Afghanistan ist die humanitäre Lage nach Einschätzung des Länderrepräsentanten von „Caritas international“, Stefan Recker, schlimmer denn je. „Ich mache diesen Job seit 30 Jahren und kenne Afghanistan schon lange. Aber so ein Elend wie heute habe ich nie erlebt“, so der Leiter des Kabul-Büros vom Auslandshilfswerk der deutschen Caritas.
Die Wirtschaft und das Bankwesen seien wegen der ausländischen Sanktionen zusammengebrochen. Die internationale Gemeinschaft beschränke sich auf Nothilfe, „doch die ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, so Recker. Obendrein leide das Land unter dem Klimawandel, und es herrsche Dürre. Sehr viele Menschen haben nach den Worten des Caritas-Mitarbeiters überhaupt kein Einkommen und viel zu wenig Nahrungsmittel. „Kinder, Alte, Kranke, Schwangere sind davon besonders betroffen. Die Leute verhungern zwar nicht, aber viele sterben an hungerbedingten Krankheiten“, berichtete Recker.
Die Taliban legen ihm zufolge Hilfsorganisationen wie der katholischen „Caritas international“ viele Steine in den Weg. „Geld kommt wegen der maroden Banken nur schwer ins Land. Und wenn, dann wollen die halbwegs kooperationsbereiten Taliban die Kontrolle über die Transaktionen.“ Andere Talibanführer wollten gar keine internationale Hilfe und witterten überall westliche Spione und christliche Missionare.
Zur Lage der Menschenrechte erklärte Recker, Aktivisten und Frauenrechtlerinnen müssten „wirklich Angst haben“. Die Unterdrückung reiche von Gewaltandrohungen über Verschwindenlassen bis zu wilden Hinrichtungen in Stadt und Land. Die Taliban seien aber keine Ordnungsmacht, die alles überwachen kann. „Sie eroberten ja nicht die Macht, weil sie so stark waren, sondern weil die Regierung so schwach war. Sie sind relativ wenige, nicht ausgebildet, und die Polizisten sind nach dem Sturz der Regierung in Massen davongelaufen.“ Die Kehrseite sei jedoch eine stark gestiegene Kriminalität im Land. Am 15. August 2021 eroberten die Taliban nahezu kampflos Afghanistans Hauptstadt Kabul. KATHPRESS

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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