Vom Geheimnis ergriffen. Katharina von Siena | Teil 02
Nächstenliebe stärkt die Seele

Mit Katharina Verwundungen wahrnehmen und heilen. | Foto: Fotolia
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Wer von uns kennt sie nicht: Zeiten, in denen scheinbar gar nichts gelingt, in ­denen wir an unseren Aufgaben und an uns selber zweifeln, Zeiten der inneren Leere und Einsamkeit? Wie wohl tut gerade dann ein gutes Wort, Zuspruch und Mitgefühl!

Zu stärken, zu trösten und zu heilen, das war der Inhalt des Lebens von Katharina. „In der Erkenntnis Gottes wächst unsere Nächstenliebe, denn die Erkenntnis bewegt den Willen zur Liebe.“ So bewegt gab Katharina mit 21 Jahren ihre Zurückgezogenheit ganz auf und ließ sich von Gott senden, um den Menschen in ihren Nöten und Sorgen nahe und um mit ihnen gemeinsam auf dem Weg zu sein.

„Gott lieben und verehren heißt, den Nächsten zu lieben.“ In der Erfüllung dieser Weisung zeigt sich für Katharina die Stärke des Glaubens und die Innigkeit unserer Liebe zu Gott. In nichts können wir diese glaubhafter, wirksamer und spürbarer erweisen als in der liebevollen Zuwendung zu unseren Mitmenschen. Das fällt manchmal nicht leicht – aber wir wachsen im Tun. „Die Nächstenliebe stärkt unsere Seelen. Sie macht das Herz weit – nicht eng –, so dass jedes Geschöpf aus Liebe zu Gott darin Raum findet, und zwar so, als würden wir jeden einzelnen Menschen als unsere eigene Seele erachten.“


Achtsam für den Nächsten.
Sich dem Nächsten wie der eigenen Seele zuzuwenden, das heißt für Katharina, achtsam zu sein. Lange bevor es den Begriff der Empathie in unserem Sprachgebrauch gab, lebte und lehrte Katharina Einfühlung: „Wir haben auf die Mühen und Beschwerden der Mitmenschen zu hören und sie zu achten.“ So sollen wir, frei von inneren Urteilen, einander mit ungeteilter Aufmerksamkeit entgegenkommen. Dadurch lernen wir, das Gute zu sehen und einander zuzusprechen, denn „jede und jeder hat ein besonderes Talent als Geschenk bekommen, und alle sind verpflichtet, einander zu Hilfe zu kommen, um sich so das zu verschaffen, was sie nötig haben“. Um dieser Verpflichtung treu bleiben zu können, braucht es gegenseitige Ermutigung im Miteinander. „Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten.“

Katharina fordert deshalb auf: „Gib Gott die Ehre, die Mühe und Anstrengung aber gib deinem Nächsten.“ Sie selbst gab Gott ihr Leben lang diese Ehre und begegnete ihren Mitmenschen in einfühlsamer Achtsamkeit und gleichzeitig in tatkräftiger Liebe. Beides fand Ausdruck im diakonischen Dienst, den Katharina erfüllte, mit ganzem Herzen, mit ganzer Kraft, mit ihrem ganzen Gemüt.


In harter Zeit.
In einer Zeit voller Härte, in der der 100-jährige Krieg Menschen in Angst und Elend versetzte, in der politische und kirchliche Auseinandersetzungen zu Streit und Unfrieden der Menschen auch untereinander führten, in einer Zeit, in der die Pest halb Europa hinwegraffte, inmitten aller äußeren und inneren Herausforderungen stand Katharina ihren Mitmenschen bei und linderte Leid, wo immer sie es antraf. Sie umsorgte Arme, speiste Hungernde, besuchte Gefangene, begleitete zum Tode Verurteilte auf ihrem letzten Weg, tröstete Trauernde, pflegte Kranke und wachte bei sterbenden Menschen. Umgeben von Armut, Leid und Tod war Katharinas Herz erfüllt von „liebendem Verlangen nach dem Heil des Nächsten“.

Strahlende Wirkung.
„Von Katharina strömte ich weiß nicht was für eine Kraft aus“, berichtet Raimund von Capua, Beichtvater und geistlicher Begleiter Katharinas, „nicht nur von dem, was sie sagte, sondern von ihrem ganzen Wesen.“ Katharina strahlte etwas aus. Die Klarheit ihrer Botschaft und die Glaubhaftigkeit ihres eigenen Tuns zogen Suchende und wie sie von Gott ergriffene Menschen an.

Um Katharina herum entstand die „Brigada“, eine bunte „Truppe“ von unterschiedlichen Menschen, die sich der Lebensweise Katharinas anschlossen: Dominikanerschwestern, geweihte Männer, Laien, Adelige, Ordensleute, Künstler, Frauen und Männer jeden Alters. Sie alle stellten sich unter die spirituelle Führung der jungen Katharina und wandten sich wie sie voll Mitgefühl und tatkräftig ihren Nächsten zu: tröstend, heilend und stärkend.

Mit Katharina Verwundungen wahrnehmen und heilen. | Foto: Fotolia
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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