Syrien | Türkei
Menschen im Erdbebengebiet warten auf Hilfe

Die Caritas hilft vor Ort. | Foto: Caritas

Nach dem Erdbeben stehen die Türkei und Syrien vor unterschiedlich großen Herausforderungen.

Auch eine Woche nach dem Erdbeben in der syrisch-türkischen Grenzregion sind viele Menschen vor Ort in einer verzweifelten Lage. „Die Menschen warten auf Hilfe und Unterstützung, sie sind entmutigt und wissen nicht, wohin sie gehen sollen. Es wurden Zelte aufgestellt und Schulen eröffnet, aber die Situation ist nach wie vor höchst dramatisch.“ Das schilderte der römisch-katholische Pfarrer von Aleppo, Franziskanerpater Bajhat Karakach. Die Zahl der bestätigten Todesopfer war (bis Redaktionsschluss) auf über 35.000 gestiegen, die UNO schätzt jedoch, dass über 50.000 Menschen ums Leben kamen.

Aleppo sei gekennzeichnet durch ein „sehr hohes Ausmaß der Zerstörung der Häuser“, berichtete P. Karakach. Der Bedarf an Unterstützung sei enorm, doch werde die wenige ankommende Hilfe oft von kriminellen Banden gestohlen: „Wir werden auch Zeuge von Plünderungen, die durch die fehlende Präsenz der Ordnungskräfte in diesem Gebiet begünstigt werden. Die Menschen leben in völligem Elend und warten auf Hilfe“, so Karakach.
Zu einem „Schweigen der Waffen“ und zur Aufhebung der Sanktionen für das Kriegs- und Erdbebenland Syrien hat der päpstliche Botschafter im Land, Kardinal Mario Zenari, aufgerufen. Alle weltweiten humanitären Anstrengungen seien vonnöten, wozu auch die internationale Gemeinschaft „ideologische Spaltungen“ überwinden müsse. Die Erdbebentragödie stelle „die Menschlichkeit aller auf die Probe“.

Von einem Tag zum Nächsten
In der Türkei, so erzählt es Pater Antuan Ilgit, Kanzler des Apostolischen Vikariats Anatolien in der Mittelmeer-Hafenstadt Iskenderun, habe das verheerende Erdbeben die verschiedenen Kirchen, ja sogar Religionen, einander näher gebracht. Man helfe einander und bete gemeinsam – auch Christen und Muslime. Die Umstände seien weiterhin dramatisch und die Versorgung eingeschränkt. „Seit einer Woche können wir uns nicht waschen, weil es kein Wasser gibt. Wir verwenden Tücher nur für ein Minimum an persönlicher Hygiene“, berichtete P. Ilgit. Strom gebe es aktuell und damit auch Internet, nicht jedoch das zum Heizen benötigte Gas. Die derzeit sonnige Witterung mit Tagestemperaturen um 7 Grad Celsius sei ein Segen, nachts werde es allerdings schwierig für die obdachlos gewordenen Menschen auf der Straße.

Insgesamt sei die Situation allerdings „surreal“, so die Wahrnehmung des Ordensmannes: Die Menschen lebten derzeit „von einem Tag zum nächsten“ und würden die täglichen Anforderungen ohne Gedanken an die Zukunft meistern. Dabei gelte: „Wenn wir diese erste Phase überstanden haben, werden langfristige Wiederaufbauprojekte erforderlich sein.“ Entscheidend sei die Hilfe von außen, wobei die Notlage wohl erst in ein, zwei Jahren überwunden sein werde.

Eine noch größere Zerstörung beklagt man in der 60 Kilometer südlich gelegenen Stadt Antakya – dem antiken Antiochia. 70 Prozent der Stadt seien „dem Erdboden gleichgemacht“. Das historische jüdische Viertel, in dem Apostel lebten und in dem sich wichtige Geschichten des Neuen Testaments abspielten, sei von dem Beben jedoch weitgehend verschont geblieben.

KATHPRESS

Für die Hilfe in der Erdbeben-Region können Sie unter anderem an die Caritas spenden:
IBAN AT23 2011 1000 0123 4560; Kennwort: Erdbeben Syrien und Türkei,
oder online: www.caritas.at/erdbeben-syrien-tuerkei

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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