Priesterwoche
Gottes Zumutung ergreifen

„Die Menschen brauchen uns“, schloss Bischof Wilhelm Krautwaschl seine Ausführungen am Beginn der Priesterwoche auf Schloss Seggau. Er plädierte dafür, die Herausforderungen in Gesellschaft und Kirche und durch die Pandemie als Chance für Neues zu begreifen. | Foto: Neuhold
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  • „Die Menschen brauchen uns“, schloss Bischof Wilhelm Krautwaschl seine Ausführungen am Beginn der Priesterwoche auf Schloss Seggau. Er plädierte dafür, die Herausforderungen in Gesellschaft und Kirche und durch die Pandemie als Chance für Neues zu begreifen.
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Aufmachen. Kirche im Heute. Unter diesem Motto versammelten sich steirische Priester auf Schloss Seggau zur Reflexion, Information und Gemeinschaftspflege.

Priesterwoche
Nach den Impulsreferaten von Bischof Wilhelm Krautwaschl und Prof. Bernhard Körner begleiteten der Theologe und Philosoph P. Elmar Salmann und der Moraltheologe Walter Schaupp die Priesterwoche.

Auch die Priesterwoche auf Schloss Seggau hatte im Vorjahr ihre Corona-Pause gemacht. Heuer konnten sich die steirischen Priester wieder treffen, um zu Beginn des Arbeitsjahres Impulse für die Seelsorge mitzubekommen. Für den Dienst der Kirche in einer Zeit, die nach wie vor von der Pandemie und ihren Folgen geprägt ist. Aber nicht nur davon.

Bischof Wilhelm Krautwaschl begann am 20. September seinen Impuls mit einem großen „Vergelt’s Gott“ für das Aushalten von Spannungen und Veränderungen, die es in der Gesellschaft genauso gibt wie in der steirischen Kirche. Sie geht mit veränderten Strukturen, zum Beispiel den Seelsorgeräumen, aber vor allem mit einem Zukunftsbild an die Herausforderungen unserer Zeit heran.

Zeiten wie diese sind ein „Kairos“, eine Chance für Erneuerung, zog der Bischof eine Grundlinie. Er lud ein, sie als Chance zur Zukunftsgestaltung zu sehen und einer entmutigenden Krisenrhetorik zu wehren. „Gott mutet uns diese Welt und diese Weltgegend zu, um ihn zu bezeugen.“

Neben einer Fülle an gesellschaftlichen Herausforderungen und auch Verunsicherungen machen uns Trends in Kirche und Religion zu schaffen: Säkularisierung und religionsfeindliche Tendenzen, Rückzug vieler Mitglieder, weniger Akzeptanz von kirchlichen Lehrinhalten, die manchmal mit dem Leben der Menschen auseinanderzuklaffen scheinen. All das, so der Bischof, bringe die Kirche aber nicht an einen toten Punkt, sondern zu einer neuen Aufgabe. Wenn Gott heute manchmal so verlassen scheint, wenn viele mit Gott nichts anfangen können, werde die Kirche zu einer Kirche des verlassenen Gottes. Zugleich aber zu einer Kirche des Gottes mit uns. Treue und Offenheit zugleich seien für die Kirche und ihre Seelsorger entscheidend. Treue, indem wir den verlassenen Gott nicht verlassen. Offenheit, indem wir eine hörende Kirche sind, die im Gespräch mit den Menschen im Heute und Hier bleibt, die Menschen versteht und ihre Suche nach Gott begleitet. Die Vorbereitung auf die Weltbischofssynode 2023 kann das Gespräch in der Kirche über die gemeinsamen Herausforderungen beflügeln.

„Wenn Fragen bedrängend werden“, überschrieb Univ.-Prof. Bernhard Körner, Provisor der Grazer Pfarren Straßgang und St. Elisabeth, konkrete Gedanken zu Leben und Dienst des Priesters in der Zeit von und nach Corona. Die Kirche und der Priester gehen vielen nicht ab, und der Glaube an Gott werde durch die Pandemie in Mitleidenschaft gezogen: „Gott, wo bist du?“

Wir müssen uns damit versöhnen, dass die Kirche kleiner und ärmer wird, aber dadurch nicht automatisch eine Kirche der Entschiedenen, meinte Körner. Das Amt des Priesters sei von Christus her zu verstehen. Durch die Weihe wird er offiziell und verbindlich beauftragt zum Dienst des Hirten im Dienst des einzigen Hirten: Jesus Christus. Sein Dasein muss ein wirksamer Hinweis sein auf den gegenwärtigen Christus als Herrn der Kirche.
Körner plädierte für mehr Gemeinschaft und Austausch untereinander, für ein fruchtbares Miteinander von Priestern und Laien und auch für einen Zeitrahmen für die Tätigkeit des Priesters, der vor Überforderung schützt. Die Kirche solle sich nicht als „Dienstleistungsbetrieb“ verstehen, denn das Evangelium ist kein Produkt. Wir haben es nicht zu verkaufen, sondern zu verkünden und zu leben.

Herbert Messner

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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