Naher Osten
Gewalt-Eskalation oder Krieg?

In Jerusalem bleiben derzeit viele Geschäfte und Cafés geschlossen, wegen aktueller Angriffe durch die Terror-Organisation Hamas. | Foto: KNA
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Israel. Hamas-Angriffe erreichten neues Ausmaß der Gewalt.

Durch alle Medien ging der Ausruf des Regierungschefs von Israel, Benjamin Netanyahu, am Samstag, 7. Oktober, an die Bürgerinnen und Bürger Israels: „Wir sind im Krieg“. Ein neuer Krieg? In einem Land in dem die Unruhen seit Jahrzehnten kein Ende nehmen.

Was sind die Fakten?
Die Hamas, eine radikalislamistische Terrororganisation, hat Israel vom Gazastreifen aus am Samstagmorgen am Boden, aus der Luft und vom Meer aus angegriffen. Bis Redaktionsschluss (Dienstag, 10.10./12 Uhr) wurden bereits 900 Opfer auf Seiten Israels gemeldet. Nach palästinensischen Angaben starben bei den israelischen Luftangriffen bisher rund 700 Palästinenser. Die Hamas soll auch rund 150 Israelis entführt haben.

Reaktionen aus dem In- und Ausland

Der Angriff der Hamas habe in Israel ein „nationales Trauma“ ausgelöst. Das betonte der Rektor des Österreichen Hospizes, Markus Bugnyar, gegenüber dem ORF Burgenland. In Jerusalem selbst sei die Lage derzeit großteils ruhig, da die Stadt, so vermutet Bugnyar, auch für Muslime eine heilige Stätte sei. Die Geschäfte und Cafés hätten großteils geschlossen, bis auf Supermärkte und Apotheken. Die Menschen blieben derzeit überwiegend zu Hause, vor allem abends.

Viele Kirchenvertreter haben sich bereits zu den Vorfällen geäußert. Bischof Wilhelm Krautwaschl erinnert, dass der Frieden in der Region immer schon fragil gewesen sei, die derzeitige Eskalation aber ihresgleichen suche. Auch Erzbischof Franz Lackner verurteilt die Hamas-Angriffe als „barbarischen Akt des Terrors“.

Vorsichtig mit Worten: Keinen Krieg herbeireden
Der österreichische Militärbischof Werner Freistätter nennt die Attacken eine „großflächige terroristische Aktion“. Ein Krieg würde ihm zufolge die Involvierung zusätzlicher Akteure erfordern, und das zeichne sich derzeit „zum Glück so nicht ab“, erklärt er. Man könne die Geschehnisse bildhaft als Krieg bezeichnen, er plädiere aber dafür, mit solchen Begriffen vorsichtig zu sein. Gleiches gelte für eine dramatisierende Rhetorik mit Ausdrücken wie „9/11 Israels“. „Ich würde nicht davon sprechen, man sollte solche Begriffe nicht leichtfertig gebrauchen“, so Freistetter.

Der Militärbischof gibt zu bedenken, dass für Frieden in Israel die Rechte aller berücksichtigt werden müssen. Es gelte, „sowohl das Existenzrecht des Staates Israel als auch der Palästinenser“ anzuerkennen, erklärt Bischof Freistetter. Die Terrororganisation Hamas torpediere damit auch die Friedensbemühungen, die in den vergangenen Jahren zwischen den Ländern in der Region und Israel durchaus intensiver geworden seien, ergänzt der Militärbischof. 

Pax-Christi-Präsident Wolfgang Palaver weist auch auf die Situation im Gazastreifen hin. Die Lebensbedingungen der Menschen dort seien „unhaltbar“ und damit wohl auch Triebfeder für Eskalationen.

Papst Franziskus betete für ein Ende der Gewalt im Nahen Osten: „Terrorismus schafft keine Lösungen, sondern nur Tod und Leid Unschuldiger.“

Katharina Grager

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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