Ukraine
Ein Jahr nach Kriegsbeginn kein Ende in Sicht

Der ukrainische griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk übernahm die ersten Rettungswägen, die Mitte Februar von Wien, gesegnet von Kardinal Christoph Schönborn, in die Ukraine geschickt wurden. Der Großerzbischof segnete die Wägen und bedankte sich bei den österreichischen Spendern. | Foto: Tagespost/Stephan Baier
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  • Der ukrainische griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk übernahm die ersten Rettungswägen, die Mitte Februar von Wien, gesegnet von Kardinal Christoph Schönborn, in die Ukraine geschickt wurden. Der Großerzbischof segnete die Wägen und bedankte sich bei den österreichischen Spendern.
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Am Freitag, 24. Februar, jährte sich der russische Angriff auf die Ukraine. Der völkerrechtswidrige Krieg hat bereits hunderttausende Tote und Verletzte gefordert, Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen, ein Ende der Kämpfe ist nicht absehbar. Viele Hilfsorganisationen, auch die Caritas, stehen den betroffenen Menschen sowohl in der Steiermark als auch vor Ort und in den benachbarten Ländern zur Seite.
„Die Hilfsbereitschaft war und ist überwältigend“, betonte die steirische Caritasdirektorin Nora Tödtling-Musenbichler.

„Nur durch die großartige Solidarität kann die Caritas jenen helfen, die von dem schrecklichen Krieg aus ihrem Alltag geworfen wurden und fliehen mussten." 
Nora Tödtling-Musenbichler - Caritas-Direktorin Steiermark

Caritas-MitarbeiterInnen und Ehrenamtliche haben bei der Registrierung, bei Beratungen und in der Notschlafstelle insgesamt mehr als 20.000 Dolmetschstunden geleistet. Im Patenschaftsprojekt „Be Buddy“ gab es über 170 Beratungen, rund 160 Geflüchtete haben an Workshops zur Arbeitsmarktinte-gration teilgenommen, und 400 BesucherInnen kam zum Spieletreff „Zirka“. Fast 3800 Lebensmittelpakete und 6700 Carla Basic-Gutscheine wurden ausgegeben.

In der Ukraine selbst konnten BewohnerInnen mit den lokalen Partnern durch Spendengelder mit 1,2 Millionen warmen Essen bzw. Lebensmittelsets, rund 570.000 Hygienepaketen, über 120.000 Notunterkünften und fast 200.000 Mal mit Angeboten zu psycho-sozialer Hilfe unterstützt werden. Auch in den Nachbarländern der Ukraine, wie Ungarn und Rumänien, wird bei der Versorgung von Geflüchteten unterstützt.

Im Vorfeld des Jahrestags des Angriffs Russland auf die Ukraine forderte die Caritas ein Integrationspaket für Ukraine-Vertriebene in Österreich. „Menschen aus der Ukraine gehören nicht dauerhaft in die Sackgasse der Grundversorgung, die dafür nicht gedacht ist. Mit einer Anbindung an die Sozialhilfe und zum AMS können die Betroffenen deutlich wirksamer auf dem Arbeitsmarkt vermittelt werden als bisher“, zeigte sich der Wiener Caritasdirektor Klaus Schwertner überzeugt.

Spendenmöglichkeit: Caritas 

Hilfe kommt an. Bischof Wilhelm Krautwaschl und Welthaus Graz dankbar für Spendenbereitschaft.

„Der 24. Februar ist eine Zäsur in unserem Leben. Es gibt ein Davor und ein Danach“, sagt Svetlana. Die Projektpartnerin von Welthaus Graz lebt in einer Kleinstadt im Nordosten der Ukraine. „Es war ein surreales Jahr. Wir verstehen nicht, wie ein befreundetes Volk uns mit der Waffe überfallen und seinen imperialistischen Ideen nachjagen kann“, blickt sie zurück. Was sie rette, ist die Arbeit. Mit Unterstützung durch Welthaus Graz organisiert sie seit Kriegsausbruch mit ihrer Organisation Hilfe für die notleidende Bevölkerung: Essenspakete, Medikamente, Hygieneartikel, psychologische Hilfe. Diese Hilfe konnte Welthaus nicht zuletzt dank der überwältigenden Spendenbereitschaft in der Steiermark leisten.

Spendenmöglichkeit: Welthaus Graz

„Ich war im Sommer 2022 in der Ukraine bei unseren Schwestern und Brüdern zu Gast und habe vor Ort das Leid ebenso erlebt wie die Hoffnung, von der wir Christen getragen sind“, erzählt Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl.

„Ein Zeichen dieser Hoffnung sind alle Hilfsleistungen, die aus dem Westen kommen. Um eine Chance gegen die Aggression zu haben, um ein menschenwürdiges Leben führen zu können. Ich bin dankbar für die große Unterstützung in der Ukraine, an den Grenzen und hier im Land und hoffe, dass diese nicht abreißt und noch mehr, dass der Krieg in der Ukraine zu einem Ende kommt.“
Bischof Wilhelm Krautwaschl

Bei einem Solidaritätsbesuch in der Ukraine hat Bischof Wilhelm Krautwaschl neben dem Leid auch Hoffnung erlebt. | Foto: Krautwaschl
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Krieg prägt auch die religiöse Landschaft

Eine fünftägige Konferenz über den Ukraine-Krieg, die zugleich interdisziplinär wissenschaftlich ausgerichtet war und mit Erfahrungen aus dem Kriegsalltag die Stimmen der Opfer in den Mittelpunkt stellte, hat die Katholisch-theologische Fakultät der Universität Wien im Februar durchgeführt.

Dazu waren 30 NachwuchswissenschaftlerInnen vornehmlich aus der Ukraine nach Wien angereist, prominenteste Teilnehmerin war die Menschenrechtsaktivistin und Trägerin des Alternativen Nobelpreises 2022, Oleksandra Matwijtschuk.

Maksym Vasin, Direktor des Kiewer Institute for Religious Freedom (IRF) verdeutlichte in seinen Ausführungen, wie sehr auch die religiöse Landschaft der Ukraine vom russischen Angriffskrieg betroffen ist: Seit Beginn der Kampfhandlungen und Bombardements vor einem Jahr seien an die 500 Kirchen und Gebetshäuser von russischen Truppen zerstört oder geplündert worden.

Das IRF dokumentierte auch Zeugenaussagen über Folterungen und Verschleppungen von Klerikern und Gemeindeleitern sowie religiöse Diskriminierung. Wie zuvor schon Friedensnobelpreisträgerin Matwijtschuk erhob auch Vasin die Forderung nach einem Gerichtshof für Kriegsverbrechen und warb für internationale Unterstützung bei der Beweissicherung.

Der ukrainische griechisch-katholische Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk übernahm die ersten Rettungswägen, die Mitte Februar von Wien, gesegnet von Kardinal Christoph Schönborn, in die Ukraine geschickt wurden. Der Großerzbischof segnete die Wägen und bedankte sich bei den österreichischen Spendern. | Foto: Tagespost/Stephan Baier
Bei einem Solidaritätsbesuch in der Ukraine hat Bischof Wilhelm Krautwaschl neben dem Leid auch Hoffnung erlebt. | Foto: Krautwaschl
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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