In memoriam
Meister von Bild und Erzählen

Albert Höfer, Univ.-Prof., erster Direktor der Religionspädagogischen Akademie, einige Jahre Mitglied im Leitungskollegium des Grazer Priesterseminars, öffnete trotz Erblindung einzigartige Zugänge zu Bildern und zur Bibel. – Begräbnis: Freitag, 18. Februar, 14 Uhr, Stiftsbasilika und Friedhof in Rein. | Foto: Neuhold
  • Albert Höfer, Univ.-Prof., erster Direktor der Religionspädagogischen Akademie, einige Jahre Mitglied im Leitungskollegium des Grazer Priesterseminars, öffnete trotz Erblindung einzigartige Zugänge zu Bildern und zur Bibel. – Begräbnis: Freitag, 18. Februar, 14 Uhr, Stiftsbasilika und Friedhof in Rein.
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Univ.-Prof. Dr. Albert Höfer, Priester, Religionspädagoge und Gestalttherapeut, ist am 10. Februar im 90. Lebensjahr verstorben.

Albert Höfer wurde am 1. August 1932 in Lamprechtshausen in Salzburg als erstes von zwei Kindern des Arbeiterehepaares Franz und Katharina Höfer geboren. Nach dem Besuch der Volks- und Hauptschule in Lamprechtshausen und Oberndorf an der Salzach maturierte er 1955 mit ausgezeichnetem Erfolg am Privatgymnasium Borromäum in Salzburg.

Er studierte Philosophie und Theologie in Salzburg, dann in München, wo er Hörer von Romano Guardini, Heinrich Kahlefeld, Martin Buber und Gabriel Marcel war. Weitere Stationen waren Wien und Graz, wo er das Studium 1959 abschloss. Am 5. Juli 1959 wurde er in Graz zum Priester geweiht.

Kreativ und mutig. Von 1959 bis 1961 war Albert Höfer Kaplan in Feldkirchen bei Graz. Dann wurde er Assistent am Institut für Katechetik und Religonspädagogik bei Univ.-Prof. Georg Hansemann. Ein Habilitationsstudium in München bei Theodor Kampmann schloss er 1966 ab. Das Thema seiner Habilitationsschrift lautete: „Biblische Katechese, Modell einer Neuordnung des Religionsunterrichts bei Zehn- bis Vierzehnjährigen.“ Diese Neuordnung des Religionsunterrichts wurde entscheidend für sein weiteres Leben.
Im Jahre 1967 wurde das Religionspädagogische Institut in Graz gegründet, gleichzeitig mit der diözesanen Pädagogischen Akademie zur Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer in Eggenberg, und Albert Höfer wurde zum Direktor ernannt. Nun begann in den bewegten Jahren nach dem II. Vatikanischen Konzil und der gesellschaftlichen Umbrüche nach den 68-Jahren die kreative und mutige Neugestaltung der Ausbildung der Lehrberufe. Albert Höfer vertraute beim Aufbau des Lehrkörpers jungen Theologen und einem kollegialen Leitungsstil.

Zugang zu Bild, Musik und Erzählung. Grundpfeiler seiner Spiritualität und Pädagogik waren Bibel, Liturgie und die Lebenswelt der Kinder. Bildende Kunst, Literatur und Musik waren für ihn Zugänge zur Welt der Menschen und zum Glauben. In begeisternder Weise konnte er große Kunstwerke, wie etwa die Mosaiken von Ravenna, seinen Hörerinnen und Hörern vermitteln, auch zu einer Zeit, als er seine Sehkraft verloren hatte und er die Bilder nur mehr aus dem Schatz seines „inneren Museums“ abrufen konnte. Er war ein Meister des Erzählens und hat die großen literarischen Zeugnisse der Weltliteratur und der Bibel lebendig werden lassen.
Aus der Tradition der orthodoxen Kirche hat er den mehrstimmigen Psalmengesang übernommen und die Liturgiefeiern durch eine mystische und meditative Dimension bereichert. Er hat Liedtexte verfasst, die heute noch aus unserem neuen „Gotteslob“ gesungen werden. Den Eros für Bibel, Liturgie, Kunst und Schule hat er in den Unterrichtenden und den Studierenden geweckt.

Ganzheitliche Bildung. 1973 wurde er zum Direktor der Religionspädagogischen Akademie für die Ausbildung von Religionslehrerinnen und -lehrern ernannt, deren Lehrpläne er mitgestaltete. Die Verbindung von theologischer, pädagogischer und spiritueller Bildung sollte die Persönlichkeit der Studierenden formen. Das führte zu einer Aufbruchsstimmung, sodass sich bis zu 60 Studierende pro Semester anmeldeten. Ganzheitliche Bildung wurde auch in der Gestaltung der Bücher für den Religionsunterricht der Primar- und Sekundarstufe umgesetzt, mit denen Albert Höfer und sein Team seit 1985 beauftragt wurden. Das hat sich bis heute fortgesetzt, sodass die Grazer Religionspädagogische Schule in ganz Österreich in den Religionsunterricht hineinwirkt.

Gestaltpädagogik und Seelsorge. Im Laufe der Jahre verschlechterte sich sein Sehvermögen, und 1977 erblindete Albert Höfer vollständig. Er legte 1985 das Amt des Direktors der Religionspädagogischen Akademie zurück. Nach einer Ausbildung zur integrativen Gestaltpädagogik am Fritz-Perls-Institut gründete er das Institut für Gestaltpädagogik und Seelsorge (IIGS) und widmete sich intensiv der Entwicklung eines „christlich orientierten Lehrerverhaltenstrainings“.
Die letzten Jahre feierte er die Sonntagsmesse regelmäßig in der Kirche von Hönigtal bei Graz.

Sein umfangreiches Wirken wurde durch zahlreiche Ehrungen gewürdigt: Kardinal-Innitzer-Preis, Großes Ehrenzeichen des Landes Steiermark. 2012 wurde Albert Höfer in die Europäische Akademie der Wissenschaft und Künste aufgenommen.
Die Stelle aus einem seiner Liedtexte „Christus ist das Leben und Sterben nur Gewinn“ (Gotteslob, Nr. 943) hat sich jetzt für ihn verwirklicht.
Albert war uns Lehrer und Freund.

Kurt Ziesler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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