Medien
Konstruktiv oder destruktiv statt konservativ oder liberal

Innerkirchliche Debatten werden medial oft vorschnell unter dem Etikett „konservativ“ oder „liberal“ vermittelt, beklagt der Jesuit Bernd Hagenkord, von 2009 bis 2019 Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan bzw. Vatican News. | Foto: Neuhold
  • Innerkirchliche Debatten werden medial oft vorschnell unter dem Etikett „konservativ“ oder „liberal“ vermittelt, beklagt der Jesuit Bernd Hagenkord, von 2009 bis 2019 Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan bzw. Vatican News.
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Kirchliche Reformdebatten erhalten in Medien zu schnell ein Etikett, gibt der deutsche Jesuit Bernd Hagenkord zu bedenken.

Der Jesuit Bernd Hagenkord wünscht sich mehr Differenzierung in Medienberichten über kirchliche Reformdebatten. Insbesondere das gern genutzte Gegensatzpaar „konservativ“ und „liberal“ führe mitunter dazu, „schnurstracks Vorurteile anzusteuern“, schreibt der geistliche Begleiter des deutschen Reformprozesses Synodaler Weg in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung „Christ in der Gegenwart“.
Das beliebte Begriffspaar „ermöglicht die scheinbar schnelle Einordnung von Äußerungen, und man muss nicht besonders viel darüber nachdenken“, so der frühere Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Radio Vatikan. „Konservativ soll angeblich bedeuten, dass jemand oder etwas nicht mehr zeitgemäß sei, während liberal oder gerne auch progressiv sofort positiv bewertet ist.“
Doch spätestens bei einer solchen „begründungslosen moralischen Bewertung“ solle man sich fragen, „welche Aussagekraft über die billige Auseinandersetzung hinaus diese Etikettierung hat“, mahnt der Journalist. „Es ist eine Bewertung, die nicht verstehen, sondern nur Schwarz-Weiß will.“
Dabei meine etwa das Label konservativ in der kirchlichen Debatte viele sehr unterschiedliche Dinge, schreibt Hagenkord. „So segeln die Piusbrüder zwar unter der Flagge des Bewahrens, dabei wollen sie eine Kirche, die so nie existiert hat.“ Andere Gruppen würden eher von Nostalgie bewegt; Fragen von heute wollten sie mit Maßnahmen im Gewand des Bewahrens beantworten. „So könnte und sollte man alle Bewegungen innerhalb der Kirche anschauen; nur so versteht man wirklich, was Motivation und Aktualität ist und wie sich Gruppen voneinander unterscheiden“, appelliert der Medien-
experte. „So viel Genauigkeit muss sein. Einfache Labels führen nur in die Irre.“
Zudem stamme das Begriffspaar aus der politischen Debatte des 19. Jahrhunderts. „Danach haben sich diese Pole als Perspektive auf politische Strömungen durchgesetzt. Erst in jüngerer Zeit lösen sie sich wieder auf.“
Ebenso habe sich zuletzt rund um das als „konservativ“ bezeichnete Feld eine Zunahme autoritärer Strömungen breitgemacht. „In der Kirche begegnen sie uns an verschiedener Stelle, vor allem in den Kommentarspalten von Blogs oder auf einschlägigen, vor allem US-amerikanischen Webseiten“, schreibt der Jesuit. „Komplexität und Pluralität werden nicht ausgehalten; eine vermeintlich starke Figur soll dafür sorgen, dass diese verschwinden“, so Hagenkord. Aber: „Autoritär ist nicht gleich rechts; es geht hier um Geisteshaltungen, nicht um Inhalte und Überzeugungen.“
Statt des Begriffspaars konservativ vs. liberal schlägt Hagenkord „konstruktiv vs. destruktiv“ vor. „Um das Destruktive zu erkennen, müssen wir hinter das Label schauen, um den Preis, dass es nicht mehr so einfach ist, Haltungen und Überzeugungen genau zu verstehen“, so der Ordensmann und Journalist. Das sei aber auch „der Preis wachsender innerkirchlicher Pluralität“.

Osterlied

„Ich will dir danken“: Diesen Titel trägt ein ökumenisches Osterlied, das mehr als 60 Musiker und Sänger aus vielen verschiedenen evangelischen, römisch-katholischen und freikirchlichen Gemeinden, Chören und Gemeinschaften aufgenommen haben. Der virtuelle Projektchor ist in einem Musikvideo zu sehen, das am Ostersonntag, 4. April, auf der Plattform „YouTube“ Premiere hat und „darüber hinaus in Ostergottesdiensten im ganzen Land ausgestrahlt werden soll“. Ein Zeichen der Hoffnung und der österlichen Freude.
Der freikirchliche Pastor Ewald Ring wies darauf hin, dass eines der schwierigsten Dinge während der Pandemie der Umstand sei, dass christliche Gemeinden nicht miteinander singen können. Das Osterliedprojekt „Österreich dankt“ wirke dem zumindest auf virtueller Ebene entgegen.
Das Lied „Ich will dir danken“ wurde von der deutschen Songschreiberin Sefora Nelson kom-poniert. Für den Chorsatz, die Audio- und Videoproduktion zeichnet ein Team der evangelischen Gemeinde Windischgarsten verantwortlich. Getragen wird das Projekt von der evangelischen Pfarrgemeinde Schwechat in Zusammenarbeit mit der evangelischen Tochtergemeinde Windischgarsten sowie dem „Junge Kirche“-Team der Erzdiözese Wien und der Evangelischen Allianz.
www.youtube.com/channel/UCpE3liOSUJxKfPgBMnRIeNw

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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