Ordensgemeinschaften
Dankbar für das Zeugnis

Viele Ordensleute haben weltweit während der Coronakrise einen „bedeutenden Einsatz“ geleistet, „um das Leben anderer zu schützen und den Leidenden nahe zu sein“, würdigt der für das Ordensleben zuständige brasilianische Kurienkardinal João Braz de Aviz (Bild unten). | Foto: Neuhold, alamy.de
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Kurienkardinal Braz de Aviz ortet eine gestiegene Reformbereitschaft der Ordensgemeinschaften aufgrund der Coronakrise. Die Orden seien eine Inspiration für die Kirche.

Die Coronavirus-Pandemie bewegt viele Ordensleute weltweit dazu, „den Kern des Charismas ihres Gründers oder ihrer Gründerin noch genauer zu bestimmen und dessen zeitlosen Gehalt zu suchen“.
Dies hat der Präfekt der Kongregation für die Institute des geweihten Lebens und die Gesellschaften des apostolischen Lebens, Kardinal João Braz de Aviz, in einem Interview mit der aktuellen Ausgabe der spanischen Ordenszeitschrift „SomosCONFER“ erklärt.
Die globale Krise werde von vielen Menschen aus dem geweihten Stand als „Zeichen der Zeit“ gesehen, auf die man aus der eigenen Tradition Antworten geben wolle.

Zeugnis der Heiligkeit

Braz de Aviz würdigte den „bedeutenden“ Einsatz vieler Ordensleute für Covid-19-Infizierte. Etliche aus ihren Reihen seien gestorben, „um das Leben anderer zu schützen und den Leidenden nahe zu sein“. „Wir müssen Gott für dieses Zeugnis der Heiligkeit danken und uns von ihnen inspirieren lassen, um selbst noch verfügbarer für das Reich Gottes zu sein“, betonte der Ordenspräfekt.
Ausführlich ging der oberste Ordensvertreter im Vatikan auf die derzeitige Situation in den Gemeinschaften ein. Das Ordensleben in Europa, Amerika und Ozeanien leide unter einem Mangel an Berufungen, an Überalterung wie auch an vielen Austritten, welche Papst Franziskus als „Blutungen“ bezeichne, sagte er. Das geweihte Leben stecke in einer ähnlichen Krise wie die Familie, die wie alle christlichen Berufungen ebenso die „Radikalität“ auf dem „Weg des Evangeliums“ als Merkmal habe. Spezifikum des geweihten Lebens sei es jedoch, eine „prophetische Lebensweise, die Werte des Reiches Gottes vorwegnimmt“, vorzuleben.

Sich erneuern

Seit etwa einem Jahrzehnt ortet der Kurienkardinal in den Ordensgemeinschaften eine gesteigerte Bereitschaft, sich zu erneuern. Heute gebe es eine „neue Sensibilität für die Rückkehr zur Nachfolge Christi, zu einem aufrichtigen geschwisterlichen Leben in Gemeinschaft, zur Reform der Ausbildungssysteme, zur Überwindung des Missbrauchs von Autorität und zur Transparenz bei Besitz, Gebrauch und Verwaltung von Gütern“. Hinderlich für die Erneuerung seien allerdings „alte Modelle, die nicht dem Evangelium entsprechen und sich jeder Veränderung widersetzen“.

Krankmachende Strukturen

Eindringlich mahnte der Ordenspräfekt, man müsse für die Erneuerungen den Blick auch auf falsche, krankmachende Strukturen richten. Ständige Weiterbildung aller Ordensmitglieder sei hier eine mögliche Gegenmaßnahme sowie eine neue „Spiritualität der Gemeinschaft, bei der der oder die andere zum Mittelpunkt der Gotteserfahrung wird“, sagte João Braz de Aviz. Autorität müsse vor allem als „Dienst“ verstanden werden.

Kontemplatives Ordensleben
Dem kontemplativen Ordensleben kommt nach Ansicht des Kardinals eine besondere Rolle zu. Auch seine Vertreter müssten das „Ideal des vom Evangelium geprägten Leben ihrer Gründerpersönlichkeiten“ sichtbar widerspiegeln, zudem sollten sie die Kirche weiterhin lehren, „ein betendes Herz zu haben“. Braz de Aviz: „Wir brauchen das kontemplative Leben, denn wir brauchen Wasser und Nahrung zum Leben".

Viele Ordensleute haben weltweit während der Coronakrise einen „bedeutenden Einsatz“ geleistet, „um das Leben anderer zu schützen und den Leidenden nahe zu sein“, würdigt der für das Ordensleben zuständige brasilianische Kurienkardinal João Braz de Aviz (Bild unten). | Foto: Neuhold, alamy.de
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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