Familie
Keine warme Mahlzeit
- Von Armut besonders betroffen sind Familien, die ohnehin schon viel tragen: Alleinerziehende, kinderreiche Familien oder Menschen in einem unsicheren Arbeitsverhältnis.
- Foto: pixabay
- hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion
Arm, was heißt das eigentlich?
In Zahlen ausgedrückt, gilt in Österreich als „armutsgefährdet“, wer als Einzelperson mit einem Haushaltseinkommen von unter 1661 Euro auskommen muss. Doch was bedeutet Armut im Alltag?
Arme Menschen können sich Dinge, die für andere selbstverständlich sind, nur schwer oder gar nicht leisten: Miete, Heizen – auch die Chancen auf gute Bildung sind schlechter. In vielen Haushalten reicht das Geld nicht einmal für eine gesunde, warme Mahlzeit pro Tag. Darüber hinaus grenzt Armut Menschen von gesellschaftlicher Teilhabe aus. Kulturveranstaltungen, die Mitgliedschaft in Sportvereinen, Geburtstagsfeiern oder das Mittagessen mit Freundinnen und Freunden – all das wird zur Ausnahme.
In der Steiermark denkt man beim Wort „Armut“ selten zuerst an Kinder. Dennoch wächst bei uns jedes fünfte Kind in einem armutsgefährdeten Haushalt auf. Das bleibt oft unbemerkt, weil betroffene Familien nicht selten versuchen, ihre Not zu verstecken – aus Scham oder aus Angst, abgestempelt zu werden.
In der Steiermark engagieren sich zahlreiche Menschen – privat, in Pfarren, Vereinen und sozialen Einrichtungen. Sie helfen mit ihrer Zeit, mit Geld, Lebensmitteln oder einfach durch ein offenes Ohr. Doch es braucht mehr an Aufmerksamkeit, Solidarität und Unterstützung. Denn Armut betrifft uns alle. Und wenn Kinder arm aufwachsen, gefährdet das nicht nur ihre Zukunft, sondern auch die unserer Gesellschaft.
Wer A sagt, muss auch B sagen
Wer Armut sagt, muss auch Bildung sagen. Diese Begriffe hängen bei den Ursachen für Armut und geringe Bildung zusammen. Aber auch bei Maßnahmen, um die Situation der Betroffenen zu verbessern, muss man beides im Blick haben. Beispielsweise helfen Geldspenden nicht nachhaltig weiter, wenn das Wissen um richtiges Haushalten fehlt. Bildung gibt nicht nur Wissen, sondern auch das Selbstvertrauen, auf eigenen Beinen zu stehen. Hilfe zur Selbsthilfe sollte das Motto der Helfenden sein.
Der Ausdruck „vererbte“ Bildung drückt eine weitere Tatsache aus. Auch wenn Talente und Fähigkeiten über alle Bildungsschichten gleichmäßig verteilt sind, haben Kinder aus wohlhabenderen Familien große Vorteile, diese Talente auch durch Bildung zu fördern und auszubauen.
Dennoch betrifft das Thema alle. Ein Abrutschen in die Armut passiert oft unvorstellbar schnell. Eine körperliche oder psychische Krankheit oder der Jobverlust können Auslöser dafür sein.
Ich wünsche mir, dass mehr Menschen helfen, die Lücken im System aufzuzeigen und ihre helfende Hand auch zu jenen ausstrecken, die am Rand der Gesellschaft leben.
Erika Sammer-Ernszt
Vorstandsmitglied im KBW und in der Vinzenzgemeinschaft, delegiertes Mitglied in der Armutskonferenz.
Vom Nachdenken und Reden zum Handeln: Veranstaltungen
organisieren und mit Bildung aus der Armut helfen.
Armut hat viele Ursachen und Erscheinungsformen. Gezielte Bildung hilft, sie zu durchbrechen – etwa durch „barrierefreie“ Bildung. Diese vermittelt nicht unnötiges Wissen, sondern die Fähigkeit, sich selbst Informationen zu holen und sich eigenständig weiterzubilden.
Und so können Sie helfen: Organisieren Sie eine Bildungsveranstaltung zum Thema in Pfarre oder Seelsorgeraum – etwa unter dem Titel „Wer Armut sagt, muss auch Bildung sagen.“ Dort erfahren Betroffene, wo und wie man zu Informationen kommt, die nötig sind, um aus der Armutsfalle auszusteigen oder gar nicht erst hineinzutappen.
Der Vortrag von Erika Sammer-Ernszt informiert über Armut und hilft, Instrumente gegen Armut zu finden und anderen weiterzugeben.
◉ Veranstaltungsform und Dauer:
Vortrag mit Diskussion, 1,5 bis 2 Stunden;
Referentin: Mag.a Erika Sammer-Ernszt;
Informationen/Buchung: Katholisches Bildungswerk, kbw@graz-seckau.at | Tel. 0316/8041 345 | bildung.graz-seckau.at
www.vinzenzgemeinschaften-hauptrat.at
www.vinzenzgemeinschaft-steiermark.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.