Erste Sichtungen
Digital in die Kirche gehen?

Erste Sichtungen zu den digitalen gottesdienstlichen Feiern während der Corona-Zeit.

Religiöse Praxis verlagert sich derzeit aus den Sakralräumen in die eigenen vier Wände – und wird dort vielfach mit Hilfe des Internets am Laufen gehalten. Manche sprechen sogar von einer „Home-Religion“.
All diese Angebote bieten eine große Chance: Sie ermöglichen einen niederschwelligen Zugang für Interessierte. Jede und jeder kann via Internet sehen, was verschiedene Religionen und Konfessionen derzeit sagen und anbieten. Gleichzeitig werden viele aktiv, die bislang in den kirchlichen Kontexten mit ihren Erfahrungen weniger zum Zug kamen.
Aber viele neue Formate zeigen auch, dass es theoretisch und praktisch noch einiges zu entwickeln gibt. Insofern handelt es sich andererseits ebenso um ein „Experiment mit offenem Ausgang“, so die evangelische Theologin Isolde Karle. Auch sie nimmt die Chancen dieser vermehrten Aktivierung digitalisierter religiöser Kommunikationsformen wahr, gibt aber zu bedenken, dass die Folgen des kirchlichen Shutdowns keinesfalls schönzureden oder zu verharmlosen seien: Am Karfreitag und zu Ostern keine analogen gottesdienstlichen Versammlungen abhalten zu dürfen, treffe die Kirchen „ins Herz“. Es fehlt die direkte Begegnung, die Atmosphäre eines Kirchenraums, die Feier des Abendmahls und die (physisch-)reale Gemeinschaft mit anderen – und dies zu Ostern, dem Tag der Auferstehung und Hoffnung. Die mediale Kirche könne eine Gemeinschaft mit physisch kopräsenten Interaktionspartnern nicht ersetzen, die digitale Seelsorge auch nicht eine Seelsorge, bei der man der anderen Person in die Augen schauen, ihre Hand halten oder ein Segensritual durchführen kann.
Fragen, die im Blick auf Digitalisierung ritueller Vollzüge schon seit Längerem in der Liturgiewissenschaft zur Bearbeitung anstehen, werden dadurch unwiderruflich auf der Agenda nach vorne gebracht.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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