100 Jahre Burgenland
Ein Brückenland

Als östlichstes Bundesland Österreichs ist das Burgenland bekannt für seine scheinbar endlos weiten Ebenen und den Wind, der sich gut für erneuerbare Energie nutzen lässt. Das Land entwickelte sich in seinen ersten 100 Jahren vom Armenhaus zur vielsprachigen Brücke zwischen Ost und West. | Foto: Neuhold
  • Als östlichstes Bundesland Österreichs ist das Burgenland bekannt für seine scheinbar endlos weiten Ebenen und den Wind, der sich gut für erneuerbare Energie nutzen lässt. Das Land entwickelte sich in seinen ersten 100 Jahren vom Armenhaus zur vielsprachigen Brücke zwischen Ost und West.
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100 Jahre Burgenland. Bischof Zsifkovics und Bischofsvikar P. Karl Schauer blicken auf die Geschichte.

Heuer feiert das Burgenland seine 100-jährige Zugehörigkeit zur Republik Österreich. Nach dem Zerfall Österreich-Ungarns 1918 beanspruchte der neu gegründete Staat Deutschösterreich den deutschsprachigen Teil Westungarns für sich. Im Vertrag von St. Germain wurde das Gebiet 1919 Österreich zuerkannt und am 5. Dezember 1921 offiziell übergeben. Die Aufnahme des Landes in die Republik wurde bereits im Bundesverfassungsgesetz vom 25. Jänner 1921 geregelt.
Erst 15 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde im Burgenland eine eigenständige Diözese errichtet: Am 15. August 1960 erließ Papst Johannes XXIII. die Gründungsbulle und ernannte Bischof Stefan László am 14. Oktober zum ersten Diözesanbischof. Nachfolger wurden 1992 Paul Iby und 2010 Ägidius Zsifkovics. Derzeit zählt die Diözese Eisenstadt rund 187.000 Katholiken.

Die Bedeutung der Kirchen für das Burgenland hat der Eisenstädter Bischofsvikar P. Karl Schauer in der BVZ betont: „Ohne Kirchen, ohne christliche und jüdische Tradition wäre die Geschichte dieses jungen Landes ganz anders verlaufen.“ In Schlagworten blickt er zurück auf die durchaus schwierige Geschichte des kleinen Landes: „Jahrzehnte des Krieges, der Flucht, der Armut, auch des Vertrauens. Lange noch das Armenhaus Westungarns und Ostösterreichs, bald die Brücke zwischen Ost und West. Die Burgenländer, nicht mehr die Aussiedler, sondern Baumeister neuer Lebensqualität. Das Land, gedacht nur als Korridor hin zum Balkan, heute mit verschiedenen Kulturen, Sprachen und großen Besonderheiten – das ist der eigentliche Reichtum.“
Schauer wies auf die christlichen Wurzeln der Region hin: Der hl. Quirinus, als Glaubenszeuge im Jahr 308 in Steinamanger/Szombathely hingerichtet, und der Landes- und Diözesanpatron Martin, um 317 in Pannonien geboren, seien frühe Zeugen der Christianisierung. „Was wäre aus diesem Land geworden, wenn nicht die Kirchen und mit ihnen die Christen die eigentlichen Träger von Kultur und Wissenschaft, von Kunst und Musik, von Bildung, Schulen und pädagogischen Einrichtungen, von Armenhäusern, Spitälern und Sozialeinrichtungen gewesen wären?“ Dass die Menschen letztlich Heimat gefunden und Zukunft gewagt haben, sei auch diesem Erbe zu danken, so Schauer.

Bischof Zsifkovics erinnert, dass das Burgenland vor 100 Jahren noch ein Armenhaus gewesen sei: „Es wäre heute wohl nicht ein gleichwertiges Bundesland Österreichs und eine aufstrebende Region im Herzen Europas, hätten unsere Väter und Mütter, Großväter und Großmütter trotz der beiden schrecklichen Weltkriege mit ihren Opfern, einer großen Auswanderungswelle nach Amerika, trotz Armut, politischer, konfessioneller, sprachlicher und anderer Unterschiede nicht die Zusammenarbeit gesucht.“
Die Herausforderungen hatten sie nur im Miteinander bewältigen können; „gerade dieses Miteinander ist heute in Gefahr.“ Kritik übt Zsifkovics am aufkeimenden Egoismus in Zeiten der Corona-Pandemie – „der Neid und Kampf um die Impfungen ist nur ein Beispiel dafür“. So appelliert der Bischof zu einem Miteinander und einer Abkehr vom Neid.

KATHPRESS

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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