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Kräuterweihe KOMPAKT ERKLÄRT

Foto: Michael Fürnschuß
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In Österreich und Teilen Süddeutschlands ist es vielerorts üblich, am 15. August, dem Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel, Kräuterbüscherl zu binden, die im Gottesdienst gesegnet werden. Diese Tradition geht auf die Erzählung zurück, dass die Apostel am dritten Tag nach der Entschlafung Mariens ihr Grab besuchten und dabei nicht ihren Leib, sondern eine Vielzahl an wohlriechenden Kräutern vorfanden. Eine Schrift des Kirchenvaters Johannes von Damaskus verrät, dass sich beim Grab auch Lilien und Rosen fanden, die die Reinheit und Tugendhaftigkeit Mariens symbolisieren. Die Gottesmutter wird selbst als „Blume des Feldes und Lilie der Täler“ bezeichnet.

Das Phänomen des Wohlgeruchs ist auch bei anderen Heiligen bekannt: Es heißt von Teresa von Avila, Pater Pio von Pietrelcina, Rosa von Lima und Thérèse von Lisieux, dass von ihrem Sterbebett ein besonderer Wohlgeruch ausging.

Die bewusste Verwendung von Düften in liturgischen Feiern kennt man vom Weihrauch (bei Hochfesten, Begräbnissen, in der eucharistischen Anbetung …) oder vom Chrisamöl, das zur Taufe, Firmung und Priesterweihe verwendet wird.

Die Kräutersegnung ist ab dem 9. Jahrhundert bekannt und löste im Zuge der Christianisierung germanische Erntebräuche ab.
Die Zahl der Kräuter, die in die Kräuterbüscherl gebunden werden, variiert je nach Region. Manche verwenden sieben Kräuter – Symbol für die Schöpfung –, während andere zwölf zu einem Büscherl zusammenbinden, die für die zwölf Apostel oder die zwölf Stämme Israels stehen.
Die Kräuterbüscherl, die nach dem Gottesdienst, vom Priester gesegnet, mit nach Hause genommen werden, sollen die Menschen mit ihrem Wohlgeruch erfreuen und gesundheitsförderlich sein. Oft findet man sie getrocknet im Herrgottswinkel oder im Stall, als Schutz vor Krankheit und Feuer.

Sieben bis siebenundsiebzig

Je nach Region werden 7 bis 77 unterschiedliche Kräuter für die Kräutersegnung zu Sträußen gebunden.
Die sieben Hauptkräuter für die Kräuterbüscherl zu Mariä Himmelfahrt.

Arnika (Arnica montana)
Heilwirkung und Anwendung: blutdrucksenkend,
desinfizierend, entzündungshemmend,
wundheilungsfördernd.
Verwendbare Pflanzenteile: Blüten.
Produkte aus Arnika: Öl, Tee, Tinktur, Schnaps.
Vorkommen und Blütezeit: auf Bergwiesen von Juni bis September.

Arnika

Johanneskraut (Hypericum perforatum)
Heilwirkung und Anwendung: leichtes Antidepressivum, entzündungshemmend, schmerzlindernd, wundheilungsfördernd.
Verwendbare Pflanzenteile: Kraut (ohne Wurzeln).
Produkte aus Johanneskraut: Öl, Tee, Tinktur, Schnaps.
Vorkommen und Blütezeit: an Wegrändern, Dämmen, Wäldern und Feldrainen von Juli bis September.

Johanneskraut

Kamille (Matricaria chamomilla)
Heilwirkung und Anwendung: bei Magenbeschwerden, gegen Entzündungen im Mund-, Nasen- und Rachenbereich, krampflindernd, wundheilungsfördernd.
Verwendbare Pflanzenteile: Blüten.
Produkte aus Kamille: Dampfbad, Tee.
Vorkommen und Blütezeit: an Wegrändern, auf Äckern und Feldrainen
von Mai bis August.

Kamille

Salbei (Salvia pratensis)
Heilwirkung und Anwendung: bei Entzündungen im Mund- und Rachenbereich, desinfizierend, entzündungshemmend, schweißhemmend, wundheilungsfördernd, als Küchengewürz.
Verwendbare Pflanzenteile: Blätter.
Produkte aus Salbei: Tee.
Vorkommen und Blütezeit: muss im Garten angebaut werden, zu ernten von Juni bis August.

Salbei

Wermut (Artemisia absinthium)
Heilwirkung und Anwendung: bei Magen-, Gallenbeschwerden
und Appetitlosigkeit.
Verwendbare Pflanzenteile: Kraut.
Produkte aus Wermut: Tee
(gemischt mit Minze und Tausendgüldenkraut).
Vorkommen und Blütezeit: an trockenen Stellen, felsigen Standorten und Wegrändern, von Juni bis September.

Wermut

Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
Heilwirkung und Anwendung: bei Husten, Heiserkeit und Erkältung, antibiotisch wirksam, wundheilungsfördernd.
Verwendbare Pflanzenteile: Blätter.
Produkte aus Spitzwegerich: Saft, Tee.
Vorkommen und Blütezeit: auf Wiesen, Feldern und an Wegrändern, von Mai bis September.

Spitzwegerich

Königskerze (Verbascum densiflorum)
Heilwirkung und Anwendung: bei Halsweh, Heiserkeit und Husten,
entzündungshemmend.
Verwendbare Pflanzenteile: Blüten.
Produkte aus Königskerze: Tee, Tinktur.
Vorkommen und Blütezeit: auf trockenen, steinigen Böden,
von Mai bis August.

Königskerze
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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