Heilsam mit Ecken und Kanten

Geh-Denken. Eine schöne Idee, an Verstorbene zu denken: Aus gemeinsam gesammelten Stöcken, Zapfen, Steinen … wird ein Kreuz gelegt, zum Beispiel bei einem Waldspaziergang. Dabei erzählen Eltern ihren Kindern eine Geschichte von der verstorbenen Person, an die sie gerne zurückdenken. | Foto: pixabay
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  • Geh-Denken. Eine schöne Idee, an Verstorbene zu denken: Aus gemeinsam gesammelten Stöcken, Zapfen, Steinen … wird ein Kreuz gelegt, zum Beispiel bei einem Waldspaziergang. Dabei erzählen Eltern ihren Kindern eine Geschichte von der verstorbenen Person, an die sie gerne zurückdenken.
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Heilige sind Menschen, die heilsam für ihr Umfeld waren.

Das Fest Allerheiligen wird von der katholischen Kirche seit dem 9. Jahrhundert gefeiert. Wir denken an jene Frauen und Männer, die durch ihr christliches Vorbild, durch die gelebte Nächstenliebe, durch ihr Menschsein und/oder Martyrium von der Kirche als Heilige verehrt werden.

Für mich steckt im Wort heilig vor allem HEIL. HEILige waren Menschen, die HEILsam für ihr Umfeld waren – vielleicht nicht immer einfach und unkompliziert, vielleicht auch fordernd und provozierend.
Dass sie nicht nur fromm waren und Gott knieend und betend gedient haben, sondern wahrscheinlich oder sicher auch Ecken und Kanten hatten, macht sie sympathisch.

Das lesen wir zum Beispiel in der Biographie der feurigen Spanierin Teresa von Avila, die Gott zwischen den Kochtöpfen gepriesen hat und die mit Feuer und Leidenschaft die Botschaft Jesu verkündet hat.
Wenn wir in unserem Umfeld – dort, wo wir leben, lieben, leiden, lachen – ein wenig HEIL in die Welt unserer Mitmenschen bringen, dann bewähren wir uns als HEILige.

Vielleicht sollten wir das Fest Allerheiligen entmystifizieren. Vielleicht sollten wir dieses Fest in die Gegenwart holen und abstauben. Vielleicht sollten wir uns mehr in der Wertschätzung und Achtsamkeit üben: die vielen HEILsamen Begegnungen, so manches gute Wort oder aufbauende Lächeln als HEILsangebot für meine Seele sehen und dadurch ermutigt werden, selbst als HEILige/r in dieser Welt zu wirken.

Elisabeth Kormann

Bunte Kerzen für den Friedhof
Auch sehr kleine Hände können eine Grabkerze auf einfachste Weise persönlich gestalten: Aus Blattwachsresten werden kleine Kügelchen geformt und in Form eines Kreuzes auf die Plastikhülle einer Grabkerze gedrückt. Natürlich kann man auch andere Symbole oder den Namen des Verstorbenen auf die Kerzenhülle kleben.

Aus: „Familien feiern Feste“, Allerheiligen
und Allerseelen (Heft 12). Erhältlich im Familienreferat, Tel. (0 31 6) 8041-297.

Mit Kindern trauern
Edda Reschke, 10,30 Euro Lahn-Verlag

In diesem Praxisbuch finden sich vielfältige Anregungen, wie Kinder in der Trauer um Angehörige und Freunde unterstützt werden können. Dazu bietet es Kreativangebote, Hinweise für die Gestaltung von Ritualen sowie kindgerechte Geschichten und Gebete. Ein eigenes Kapitel enthält ein Modell für einen Familiengottesdienst zum Thema „Abschied nehmen“. Zahlreiche Illustrationen und Fotos runden das Angebot ab

Zum Nachdenken

 
Allerseelen
In der Schule gebe ich dem Sprechen über den Tod immer viel Raum. Geht diese fundamentale Frage doch weit über unseren „täglichen Bedarf“ hinaus. In unserer leistungsorientierten, kontrollierten Welt bleibt der Tod der „Unberechenbare“. Als 15-jähriges Mädchen hielt ich beim Sterben die Hand meiner Großtante und erlebte den Tod als Teil des Lebens. Eine andere Erfahrung machte ich nach meiner Hospizaus-bildung. Ich habe eine Zeit lang Mütter nach Totgeburten begleitet. Da war deutlich spürbar, wie viel Schmerz und Trauer und Fassungslosigkeit der Tod mit sich bringen kann – aber nie kam er mit der Verzweiflung allein – an der anderen Hand führte er stets die Hoffnung (auf ein Wiedersehen) mit sich.

Wenn wir zu Allerseelen an unsere Verstorbenen denken, dann geht unser Denken weit über den Tod hinaus. Wir denken an alle Seelen und glauben, dass der Gott des Lebens HEIL machen wird, was in diesem Leben brüchig war oder zerbrochen ist.

Ein Aspekt ist mir zu Allerseelen auch sehr wichtig. Das sind jene Seelen, an die vielleicht keine(r) mehr denkt oder um die nur heimlich geweint wird. Ich denke hier an die vielen tausend Kinder, die Jahr für Jahr getötet werden, noch bevor sie leben dürfen, die keine laute Stimme haben, aber eine unverwechselbare und gottgegebene Würde und Seele.

Vielleicht können beide Feste für Sie Anlass sein, wieder bewusst über den eigenen HEILsweg, das eigene Leben und Sterben nachzudenken.

Elisabeth Kormann – auf dem Weg zur HEILigkeit, jeden Tag in ganz kleinen Schritten und mit ganz vielen Rückschlägen, aber immer voller Leidenschaft für das Leben – ist Religionslehrerin an der Mittelschule Premstätten.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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