5. Fastensonntag | 17. März 2024

Meditation

Nicht ohne Bleistift!

Aller Tippslerei und Wischerei zum Trotz:
Ich kann ohne den Bleistift nicht leben!
Was gehört zu ihm?
Als notwendige Begleiter?
Der Bleistiftspitzer,
der ihn fit macht für den Einsatz.
Und?
Der Radiergummi,
damit keine Spuren hinterlassen werden. Vielleicht ein paar graue Wischer auf dem Papier, aber keine Datenspur, die sich nicht mehr löschen lässt.

Mit der Hand hantiere ich herum
ohne Korrekturprogramm,
das mir jederzeit mögliche Varianten anbietet, wie Wörter richtig geschrieben werden. Das macht es konsequent.
Nicht nur das.

Es gibt mir schon Möglichkeiten zur Auswahl vor, was ich denn vielleicht schreiben möchte, wie in jedem Smartphone, bei jeder Mitteilung, das Ding, das nicht akzeptieren will meine Dialektausdrücke, meine Spaßvarianten, meine Wortschöpfungen.
Erst beim zweiten, dritten Versuch und unter Zwang nimmt es hin, meine Wortverdrehungen, Spielereien verschiedenster Art
Nur keine Datenspur hinterlassen
ist heute das Ziel;
nichts jederzeit zurückzuverfolgen zum Urheber.
Oder ist es ohnedies egal?
Unsere Daten kennt längst jeder; vom Finanzamt bis zur Krankenkasse und dem Geschäft, in dem ich Hosen kaufe.Sind wir nicht ohnedies schon fix und fertig durchleuchtet?

Der Bleistift
steht für das Vorläufige,
schon der Kugelschreiber
wär mir manchmal zuviel.
Aber: das vielleicht noch nicht zu Ende Gedachte, was ich eben noch in der Hand halte, zwischen Daumen und Zeigefinger und dem Hirn, das sich noch nicht festlegen kann.
Das was nicht fix und fest ist,
vielleicht noch nicht ganz ausgegoren, noch nicht rekonstruierbar sein soll auf dem Smartphone, wo ich lieber noch einmal drüberschlafen würde, zur Sicherheit; was einfach so stehenbleiben darf als – eher unverbindliche – Gedankenanregung, handschriftlich, heut nicht mehr üblich, lässt Freiheit.

Gisela Remler