2. Sonntag im Jahreskreis | 14. Jänner 2024
Meditation

Foto: Aziz Archaki

Mit ihrem Schweiß

Lange haben sie geschwiegen
unter dem Kreuz der Armut
das man ihnen zu tragen befahl
Sie haben es
schweigend getragen
ohne Widerworte und gebeugt
Ihnen wurde mit sanfter
Stimme verkündet,
das sei Gottes
geheimnisvoller Wille,
und er werde ihre Tränen
einst trocknen in einer
Welt himmlischer Zukunft

So wurden sie getröstet,
bis sie erwachten und erkannten,
dass es Vertröstungen waren,
damit sie sich nicht auflehnten
gegen die Herren und ihre
Herrschaft

Immer noch tragen sie
schwere Kreuze
aber sie werden zur
Anklage gegen alle,
die sie ihnen auferlegen
als Wille Gottes.
Immer noch trägt das
wahre Kreuz sie, wenn sie
vor Banken und Gerichte ziehen,
um ihre Rechte einzuklagen,
von Gott gegeben, immer noch
werden sie gekreuzigt,
wenn ihre Wälder
gewinnbringend abgeholzt
und sie ihres Landes beraubt werden,
immer noch ist ihr
Aufstand gegen den Tod
ein Weg des Glaubens
und der Hoffnung,
errungen im Gebet und im
Geist der Propheten,
die ihnen zur Seite stehen
gegen ihre Mörder.
Sie aber waschen den
Namen Gottes rein mit
ihrer Angst und ihrem
Schweiß, wenn sie in
die Gewehrläufe
der Mächtigen schauen
und sich gewalttätigem
Unrecht widersetzen.

Wilhelm Bruners, Priester und Poet aus Deutschland, lebte 1987 bis 2005 in Jerusalem. Der Text ist seinem Buch „Zuhause in zwei Zelten. Gedichte und Reflexionen“ (Tyrolia Verlag, 2017) entnommen.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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