5. Fastensonntag | 26. März 2023
Meditation

Foto: jubeznice.blogspot.com

Lass dir Zeit

Die Ewigkeit im Herzen tragen – welch schönes biblisches Bild! Ich beginne tagzuträumen: Wie groß muss ein Herz sein, um genug Platz für die Ewigkeit zu haben? Unwillkürlich verändert sich bei diesem Gedanken mein Zeitempfinden. Ich spüre, wie sich Ruhe, Weite, Langsamkeit in mir breit-machen. Mein Atem wird tiefer – einatmen – ausatmen – schluckweise die ewige Ewigkeit in mein Herz atmen. Wie lange wird es dauern, bis es voll ist? Wie lange ist ewig?

Angesichts der Ewigkeit erscheinen mein Getriebe des Alltags, mein voller Kalender, meine Verplantheit hochmütig: Wer bin ich, dass ich die mir geschenkte Lebenszeit so rastlos durchhaste? „Lass dir Zeit!“ klingt als Ratschlag fast unwirklich. Wer hat denn noch Zeit, sich Zeit zu lassen?

Je älter ich werde, desto mehr verstehe ich, was Martin Buber sagt: „Du kannst dein Leben nicht verlängern, nur vertiefen.“ Vertiefen gelingt mir, indem ich meinem Tun Zeit und – durch die angemessene Zeit – Bedeutung gebe: Jeden Tag bewusst beginnen und abschließen – vielleicht mit Gott? –, das Erlebte am Ende noch einmal vor meinem geistigen Auge ablaufen lassen, nachspüren. Auch während des Tages kann ich bewusst Verschnaufpausen einlegen: bei einer roten Ampel, im Wartezimmer eines Arztes: Statt die ungelegene Wartezeit zu verfluchen, versuche ich diese Momente dankbar als geschenkte Zeit zu nützen: „Gott, ich danke dir, dass du da bist, ich danke dir für diesen Moment.“

Im Gespräch können wir einander aus der Rastlosigkeit helfen, wenn wir uns genug Zeit geben, die jeweiligen Positionen in Ruhe darzulegen. Lassen wir einander in guten Gesprächen zur Ruhe kommen! Ein Nest zum Rasten, ein wunderbares Zeit-Geschenk, das die Schenkende selbst zur Beschenkten macht – ein Moment Ewigkeit …

Heast as net?

Das Rauschen eines Baches
Das Knistern des Feuers
Das Lachen der Kinder
Mein Lieblingslied
Kunstvoll Geschriebenes
Die Kuhglocken am Berg
Das Knacken und Flüstern der Bäume
Die Stille
Die Zeit

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MARLIES PRETTENTHALER-HECKEL

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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