15. Sonntag im Jahreskreis |12.07.2020
Kommentar

Perspektivenwechsel
Im Urlaub fahren viele Menschen gerne ans Meer – wenngleich das heuer nur sehr eingeschränkt möglich ist. Und es ist wohl nicht nur das Baden, Faulenzen und In-der-Sonne-Schmoren, das dem Meer – oder auch einem großen See – eine solche Faszination verleiht und es zum Sehnsuchtsort macht. Am Wasser mit seinen gleichmäßig pulsierenden Wellen, das immer in Bewegung ist, aber doch in sich ruht, atmet auch unser Geist Weite und Freiheit. In der elementaren Kraft und Unverfügbarkeit des Meeres, in seiner Sanftheit und Beständigkeit können wir etwas vom Wesen Gottes erahnen.
Als sich Jesus aus der Enge des Hauses an das Ufer des weiten Sees begibt, kommen ihm Bilder in den Sinn, mittels derer er den Menschen von Gott erzählt. Interessanterweise ist es aber ein Gleichnis aus der Landwirtschaft, das ihm mitten auf dem Wasser einfällt. Er nimmt auf die Realität der ihm zuhörenden Menschen am Ufer Bezug. Jesus ist den Menschen gegenüber, greift aber ihre Erfahrungen auf und findet Bilder für Gott, die für sie Bedeutung haben und aus sich sprechen. Trotzdem muss Jesus das Gleichnis erklären, weil die Menschen hören und nicht verstehen, weil sie es gar nicht gewohnt sind, dass die Worte eines Rabbis etwas mit ihrem Leben zu tun haben.
Daran hat sich auch unsere kirchliche Verkündigung zu orientieren. Sie soll nicht von den Befindlichkeiten des Predigers ausgehen, sondern vom Alltag und Erfahrungsraum der Zuhörenden. Und sie soll getragen sein vom Vertrauen, dass Gottes Wort nie ohne Wirkung bleibt, dass Gott unablässig und verschwenderisch in diese Welt hineinspricht.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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