27. Sonntag im Jahreskreis | 8. Oktober 2023
Kommentar

Kein Weinberg „B“

Die Klimaaktivist(inn)en und Vertreter(innen) der „Letzten Generation“ werden von vielen angefeindet. Sie blockieren wichtige Straßenzüge, um uns zu einer Änderung unseres Mobilitätsverhaltens zu bewegen, und greifen zu sehr drastischen Maßnahmen, weil sie offenbar keine andere Möglichkeit sehen, um sich Gehör zu verschaffen. Es ist ein bekannter Mechanismus: Weil man eine unangenehme Tatsache nicht wahrhaben will, schafft man sich den Überbringer der Nachricht vom Hals. Die Gefahr, auf die er hinweist, ist freilich dadurch nicht abgewendet. Die Verantwortung für unseren Umgang mit der Schöpfung können wir nicht abtreten.
Die gleiche Ignoranz zeigen die Winzer, von denen Jesus erzählt. Sie betrachten den Weinberg, der ihnen zur Bearbeitung und Pflege anvertraut wurde, als ihr Eigentum. Ihr Interesse gilt allein dem größtmöglichen Profit. Und als der Gutsherr sie an ihre Verpflichtung erinnern lässt, greifen sie zur Gewalt. Sie löst allerdings das Problem nicht, sondern verschärft es zunehmend. Es gibt ja keinen Weinberg „B“.

Beachtenswert ist in diesem dramatischen Gleichnis, das so erschreckend treffend unseren ausbeuterischen und kurzsichtigen Umgang mit der Schöpfung auf den Punkt bringt, die Reaktion des Gutsherrn, der nicht die Gewalt erwidert, sondern vielmehr seinen eigenen Einsatz erhöht. Schließlich legt er seinen Sohn, also die zukünftige Generation, in die Waagschale. Er geht ein großes Risiko ein, um die Winzer zur Einsicht und zum Umdenken zu bewegen. Sind wir im Umgang mit unserer Schöpfung klüger und weitsichtiger als diese Winzer?

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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