1. Fastensonntag | 6. März 2022
Kommentar

Den Teufel beim Namen nennen

Europa erlebt mit unvorstellbarer Brutalität, was die Versuchung der Macht anrichten kann und wozu ein Mensch fähig ist, der Allmachtsfantasien erliegt. Es ist ein teuflisches Spiel, das die ganze Menschheit in Geiselhaft nimmt und unsagbares Leid verursacht. Wobei ich zugeben muss, dass ich bei dem Wort „teuflisch“ gleich wieder zurückschrecke. Als aufgeklärte Menschen tun wir uns schwer mit der Personifizierung des Bösen und sehen den Teufel als Relikt einer mythologischen Weltsicht.

Zugleich stellen wir aber fest, dass sich das Böse nicht restlos wegerklären lässt. Man kann zwar die Psyche eines Diktators und Kriegstreibers analysieren und versuchen, seine Persönlichkeitsstruktur zu entschlüsseln, seine Motive und Handlungsmuster zu verstehen. Und doch stehen wir vor Abgründen, die nicht fassbar sind und solche Menschen unberechenbar erscheinen lassen. In dem berechtigten Bestreben, Dämonisierungen zu zu entlarven, laufen wir auch Gefahr, die Existenz des Bösen unter den Tisch zu kehren. Nur dem, was benannt wird, können wir bewusst entgegentreten und es in die Schranken weisen, damit es an Macht verliert.

Die Bibel hat erstaunlich wenig Scheu, den Teufel beim Namen zu nennen. Sie hält uns vor Augen, dass das Böse durchaus eine sehr reale Größe in dieser Welt ist. Jesus ist erfüllt vom Geist Gottes, als er sich in der Wüste aufhält und dem Versucher begegnet. Dieser Geist lässt ihn den Teufel erkennen und sein falsches Spiel durchschauen. Und er gibt ihm die Kraft, ihn zurückzuweisen.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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