3. Sonntag im Jahreskreis | 23. Jänner 2022
Kommentar

Nicht „in jener Zeit“, sondern heute

Eine gute Predigt zeichnet sich dadurch aus, dass sie das eigene Leben des Predigers und jenes der Menschen, zu denen er spricht, mit der Heiligen Schrift in Beziehung setzt und diese als Lebensquelle und Hoffnungsbotschaft erschließt. Sie macht erfahrbar, dass die Bibel kein verstaubtes Buch aus längst vergangenen Zeiten ist, sondern uns heutige Menschen anspricht und unserem ganz konkreten Leben Orientierung geben kann.
Die erste Predigt Jesu in seinem Heimatort Nazaret ist ganz kurz. Er schafft das Kunststück, in einem einzigen Satz all das auszudrücken, was wesentlich und relevant ist: Heute hat sich das Schriftwort erfüllt. Das kleine Wort „heute“ ist ein Hinweis, dass sich das Heilsgeschehen, von dem es erzählt, im Heute und an uns ereignet, nicht nur „in jener Zeit“ vor zweitausend Jahren. Heute handelt Jesus an uns und durch uns.
Der Geist Gottes ruht nicht nur auf Jesus, während er in der Synagoge spricht oder Kranke heilt, er durchdringt jeden Menschen, der durch die Taufe dem Leib Christi angehört. Ja, noch mehr: Gottes Geist wirkt in allen Menschen, die für Arme gute Nachrichten haben und sich für sie einsetzen, die all jenen, die gefangen sind im Hamsterrad des Alltags und nicht ihr eigenes Leben leben können, zur Befreiung verhelfen, die anderen die Augen öffnen für die Wirklichkeit Gottes und seine heilsame Gegenwart.
Gottes Geist ist die Kraft, die unsere Welt – auch die Kirche – erneuert. An jedem Menschen, der sich von diesem Geist leiten lässt, erfüllt sich heute die Verheißung des Propheten Jesaja.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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