Taufe des Herrn | 9. Jänner 2022
Kommentar

Es kommt ganz anders als erwartet

In das Jahr 2021 sind wir mit großen Erwartungen hineingestartet, dass durch die rasche Entwicklung eines Impfstoffs die Corona-Pandemie bald überwunden sein würde. Es ist ganz anders gekommen. Stattdessen sind tiefe Gräben in der Bevölkerung aufgebrochen, und als soziale Nebenwirkung der Impfung ist eine bedrohliche Polarisierung zutage getreten. Überzogene Erwartungen sind nicht ungefährlich.

Mit solchen ist auch Johannes der Täufer konfrontiert. Viele wollen ihn in die Rolle des voll Sehnsucht erwarteten Retters drängen. Er könnte sich davon geschmeichelt fühlen und der Versuchung erliegen, die aufgeladene Stimmung zum eigenen Vorteil zu benützen. Doch Johannes ist kein Selbstdarsteller, er weist die hohen Erwartungen von sich, die er ja doch am Ende enttäuschen würde.

Johannes kennt den, der sie erfüllen soll, und bereitet die Menschen auf dessen Erscheinen und Wirken vor. Er weiß: Seine Taufe ist bloß ein bescheidenes Zeichen der Reinigung und Umkehr, verglichen mit der Taufe durch Jesus, die ein Eintauchen in eine ganz neue Dimension des Lebens bewirkt, in das Leben des Geistes und die Erfahrung der Gotteskindschaft.

Aber auch für den Täufer kommt es ganz anders als erwartet. Plötzlich steht dieser Größere vor ihm und will selbst getauft werden. Es zeigt sich: Zuerst muss Jesus am eigenen Leib erfahren, was er den Menschen weiterschenken soll, dass er vom Geist erfüllt wird und Gott ihm seine Liebe zuspricht. Diese elementare Erfahrung teilt er dann mit all den Menschen, die ihm begegnen.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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