Allerheiligen | 01. November 2020
Kommentar

Der Schlüssel zum Glück
„Glücklich wie Lazzaro“. So heißt ein Film, der mich gerade beschäftigt. Lazzaro ist ein herzensguter und völlig argloser Mensch, der von niemandem etwas Schlechtes denkt, immer wahrhaftig ist und mit Freude jede Arbeit verrichtet. Dieser junge Mann wird für naiv gehalten und schamlos ausgenützt. Trotzdem ist er glücklich. Er ist der Prototyp eines Menschen, auf den der Satz „Selig, die rein sind im Herzen“ in destillierter Form zutrifft, mit einem Wort: ein Heiliger.
Lazzaro ist natürlich Fiktion, der Film eine Parabel auf den vollkommen guten Menschen. Und die Geschichte nimmt ein tragisches Ende, weil die Welt offenbar jemanden, der nur gut ist, nicht aushält. Denn er macht uns bewusst, wie weit wir selbst davon entfernt sind, unsere Möglichkeiten zum Gutsein auszuschöpfen.
Es gibt sie aber auch in unserer realen Welt: Menschen, die durch Selbstlosigkeit und Güte, durch Solidarität mit Notleidenden und Einsatz für Gerechtigkeit, durch Wahrhaftigkeit und Lauterkeit hervorstechen. Viele solcher Menschen, die im Lauf der Geschichte unserer Kirche gelebt haben, ehren wir als Heilige. Sie haben die Seligpreisungen zu ihrem Lebensmotto gemacht. Viele von ihnen sind freilich auch von ihren Zeitgenossen abgelehnt, missverstanden und verfolgt worden, weil sie unbequem waren. Trotzdem kann man sagen, dass ihr Leben geglückt ist.
Die Bergpredigt wird ebenfalls von vielen als ein naives, realitätsfremdes Programm belächelt. Und doch liegt in den Seligpreisungen viel eher der Schlüssel zu einem glücklichen Leben als in Reichtum, Erfolg und Sattheit auf Kosten anderer.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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