Frauen - Leben | Teil 2
Was im Leben trägt

Wie sie Beruf und Familie vereinbart, erzählt eine Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und vierfache  Mutter. | Foto: Symbolbilder/iStock
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  • Wie sie Beruf und Familie vereinbart, erzählt eine Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin und vierfache Mutter.
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Im zweiten Teil dieser Serie erzählt Carmen K., wie ihr Leben mit vier Kindern und einem Vollzeitjob als Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin aussieht. Von Herausforderungen und Lernerfahrungen.

Es spricht für das Haus, wenn man als vierfache Mutter für so eine Position gefragt wird“, ist Carmen K. überzeugt. Die 42-jährige Diplomierte Gesundheits und Krankenpflegerin (kurz DGKP) hat gerade eine Stationsleitung in der Privatklinik der Kreuzschwestern in Graz übernommen.

In die Krankenpflege zu gehen war nicht von Anfang an Carmens Plan. Nach der Matura begann sie nebenberuflich ein Jus-Studium. „Aber das war nichts für mich“, erinnert sie sich. Damals arbeitete sie als Sekretärin bei einem Radiologen und lernte so den medizinischen Bereich kennen.

Ausbildung mit Kindern
Nach ihrer letzten Karenz begann sie die dreijährige Ausbildung zur Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin. „Eigentlich wollte ich Pflege-assistentin werden. Die Ausbildung hätte nur ein Jahr gedauert. Das konnte ich mir mit den Kindern gut vorstellen“, erzählt sie. Doch die Direktorin der Schule ermutigte sie. „Sie hat damals zu mir gesagt: Sie haben Matura und studiert – sie sollten das Diplom machen!“ Nach etwas Bedenkzeit und Rücksprache mit der Familie, wie sich die Kinderbetreuung regeln lassen könnte, sagte sie zu: „Ich bin mit Optimismus rein und habe es nie bereut!“

Unterstützt von ihrer Familie, besonders durch ihre Mutter, und mit einem Fachkräftestipendium vom AMS klappte es – aber „Ausbildung mit Kindern ist anstrengend“, unterstreicht die vierfache Mutter. „Man hat Unterricht, Praktikum, den Haushalt, die Kinder – und lernen sollte man auch noch“, fasst sie diese intensive Zeit zusammen. Für die Lernphasen hielten oft die Nächte her.

„Ohne familiäre Unterstützung wäre es nicht gegangen“, ist Carmen dankbar. „Meiner Mutter kann ich alle vier Kinder problemlos gleichzeitig überlassen – als ehemalige Lehrerin tut sie sich leicht mit vielen Kindern“, lacht sie. „Da hab ich Glück!“

Ihre Ausbildungsstätte und die Arbeitgeber ihrer Praktika zeigten sich flexibel: „Ich erlebte viel Entgegenkommen. Beim Einteilen der Praktika konnte ich die Ferien weitestgehend freispielen oder auch kurzfristiger meinen Dienst tauschen, wenn ich an einzelnen Tagen niemanden für die Kinder hatte“, erzählt sie.

Andere Arbeitszeiten
Als besonders fordernd in der Pflege nennt Carmen K. die langen Dienstzeiten. Krankenhäuser sind auf Zwölfer-Schichten ausgelegt. „Das Rad muss eben rund um die Uhr – 24 Stunden – laufen“, sieht es die DGKP pragmatisch. Jede Übergabe koste Zeit und Wissen. Denn alles könne man nie vollständig an die nächste Schicht weitergeben. Weniger Übergaben gewährleisten einen reibungsloseren Ablauf und mehr Sicherheit für die PatientInnen, ist Carmen K. überzeugt. In Pflegeheimen oder anderen Pflegeeinrichtungen hingegen gebe es teils auch kürzere Arbeitsintervalle, wie zum Beispiel drei achtstündige Schichten, ergänzt sie.
Auf die Frage, welche Hilfen sie sich im Blick auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie wünschen würde, ist Carmen K. zurückhaltend. „Natürlich gibt es im System immer Luft nach oben“, weiß sie, aber die Arbeitszeiten in der Pflege würden sich von anderen Berufsgruppen eben sehr unterscheiden, und „nur ein gewisser Teil der Bevölkerung hat diese Dienstzeiten“, gibt sie zu bedenken. Für sie sei klar, dass Kinderbetreuungsstätten nur für ein Kind einer Pflegekraft nicht länger geöffnet haben können.

Von Arm bis Reich
Auch wenn die Ausbildung zur Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerin drei intensive Jahre waren, blickt Carmen K. gerne zurück. „In den Praktikumsstunden lernst du die verschiedensten Bereiche und Einsatzorte als DGKP kennen“, erzählt sie. Ob unterschiedliche Stationen im Krankenhaus, in der Langzeitpflege oder im mobilen Pflegedienst – eines erlebte sie in allen Arbeitsbereichen: „Man hat mit der ganzen Breite der Gesellschaft zu tun“ und mit allen Altersgruppen – „von Neugeborenen bis zu Sterbenden“. Gerne denkt sie dabei an die Hauskrankenpflege: „Es ist etwas sehr Intimes, Menschen im eigenen Wohnbereich aufzusuchen“. Da komme man mit allem in Kontakt – von „Arm bis Reich“ – und müsse sich auf Unterschiedliches einstellen können. Eine Herausforderung, die sie nie scheut, denn „alles, was ich erfahre, trägt mich wieder weiter im Leben“.

Neue Herausforderung
Die Stationsleitung, die sie im Jänner übernommen hat, sieht sie auch als so eine positive Herausforderung an: „Ich habe sowas bisher noch nie gemacht“, aber die Vorgesetzte habe ihr fachliches und organisatorisches Potenzial erkannt, berichtet Carmen K. und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Vier Kinder sind eine gute Schule in Sachen Organisation.“

Ihre neue Stelle bringt unter anderem neue Arbeitszeiten mit sich. Hatte die Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin bisher ihre Wochen-Soll-Arbeitszeit in drei Tagen mit drei Zwölf-Stunden-Schichten fast zur Gänze erledigt, wird sie nun zu klassischeren Zeiten von Montag bis Freitag arbeiten. Die Nachtschichten werde sie nicht vermissen: „Das ist Typsache, ob du eher eine Nachteule bist oder eben nicht. Ich habe die Nachtdienste nie so gut weggesteckt“, gesteht sie.

Prioritäten setzen
„Es ist nicht so, dass nicht auch gejammert wird. Meine Kinder wären natürlich manchmal lieber daheim bei mir als in der Nachmittagsbetreuung“, ergänzt die vierfache Mutter. Aber das sei auch etwas, was man Kindern erklären müsse: „Wenn wir einen Unfall haben, und es ist Heiliger Abend, dann wollen wir ja trotzdem, dass jemand im Krankenhaus für uns da ist“, sagt Carmen K. dann zum Beispiel zu ihrer Jüngsten. „Anders ist es nicht möglich, diese Sicherheit für die Bevölkerung zu gewährleisten“, als dass Frauen in Gesundheitsberufen (und natürlich auch Männer) an Wochenenden und Feiertagen arbeiten.

Eine neue Erfahrung erwartet die 42-Jährige künftig: „Ich werde erstmals freie Wochenenden haben“, freut sie sich. Das Sorgerecht für die vier Kinder teilt sie sich mit ihrem Ex-Mann. An „kinderfreien“ Wochenenden hatte sie bisher immer Dienst im Krankenhaus. Auf die Frage, ob sie sich jetzt ein Hobby suchen müsste, antwortet sie lachend: „Ich freue mich ehrlich gesagt auch darauf, einmal ungestört den Haushalt oder Einkäufe erledigen zu können, und natürlich auf mehr Zeit mit meinem Lebensgefährten!“

Aber sie wird in Zukunft öfter zu Fußballspielen oder Auftritten ihrer Kinder gehen können und nicht Monate im Voraus den Sonntag vom Erstkommunion-Vorstellungsgottesdienst im Dienstplan freischaufeln müssen. Was sie mit Beruf und Familie gelernt hat: „Die Zeit mit den Kindern aktiv gestalten“, weiß Carmen K. heute. „Ich musste lernen zu erkennen, was wirklich wichtig ist, und Prioritäten zu setzen: Ob ich mich mit den Kindern hinsetze, wenn sie mich brauchen, oder ob das Haus recht aufgeräumt ist.“

Katharina Grager

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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