Frauenpower in der katholischen Kirche | Teil 04
Nur im Miteinander kann Kirche gelingen

Foto: Christian Prattes

Es ist ein schönes Stück Kirche, das wir hier leben.“ Michaela Ully, die mit ihrem Mann Gerhard und den Kindern Katharina und Tobias in Gleinstätten lebt, strahlt eine starke Zufriedenheit aus: „Ja, wir leben wunderschön und sind auch abgeschirmt von vielen Problemen, dafür bin ich wirklich dankbar.“ Die 43-jährige diplomierte Krankenschwester ist im Caritas-Senioren- und Pflegewohnhaus in Wies tätig und bezieht aus allen Lebensbereichen Kraft und Wertschätzung, auch in der Arbeit: „Man bekommt von den alten Menschen sehr viel zurück, und wenn ich nach Hause gehe, weiß ich, dass ich etwas Gutes geleistet hab’.“ Sie singt bei mehreren Chören und tut Dienst als Lektorin.

Es war ihr immer ein Bedürfnis, ihren Kindern den Glauben vorzuleben und mitzugeben. Zu ihren unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen in der Pfarre betont sie jedes Mal die Bedeutung von guter Zusammenarbeit. „Ich allein hab’ ja nichts gemacht“, heißt es dann. Ob in der Begleitung der Firmlinge oder in der Frauenbewegung, wo sie die Leitung von ihrer Mutter übernommen hat, überall ist es das Team. Wichtig dabei sei, ein gutes Netzwerk zu haben, auf das man sich verlassen kann. Selbst wenn sie aktuell nicht mehr bei den Firmlingen engagiert ist, selbstverständlich ist für sie eines: „Wenn Not am Mann/an der Frau ist, dann übernehme ich eine Stunde, wenn es die Zeit zulässt.“ Obwohl man an die 14-Jährigen nicht immer so leicht herankommt, ist sie sich sicher, dass es gelingen kann, ein Feuer zu entfachen. Auch wenn sich das nicht immer sofort zeigt. „Irgendwann, wenn sie es später brauchen, werden sie sich an das erinnern, was wir versucht haben ihnen mitzugeben, und sich darauf stützen können.“

Neben den Alteingesessenen zeige sich in Gleinstätten zur Zeit, dass auch der Nachwuchs durchaus etwas leistet. Lobend erwähnt sie: „Das junge Team des Pfarrgemeinderats hat das Pfarrfest gut gemanagt.“ Ein weiterer Grund zur Zufriedenheit.

Wer sich Ausmaß und Umfang an „Jobs“ – wenn auch nicht offiziellen – vor Augen hält, die innerkirchlich in weiblicher Hand liegen und immer schon lagen, braucht nicht mehr lange nachzudenken. Ohne Frauen geht’s nicht. Das ist klar; was fehlt, ist die Anerkennung, und die fehlt vielen. Michaela Ully würde auch gern öfter das eine oder andere Wort des Lobes für ihr Engagement hören. „Man freut sich natürlich, wenn es heißt, das hast du gut gemacht.“ Mit einem Augenzwinkern und einem kleinen Lachen wiederholt sie einen Satz, der immer wieder und eigentlich sehr oft zu hören ist. Keinesfalls böse gemeint, aber es ist eben so: „Ohne uns Frauen wären sie wirklich aufgeschmissen.“ Die Herausforderung für die Zukunft stelle freilich eine Ausgewogenheit und gute Zusammen-arbeit zwischen Männern und Frauen dar.

„Frauen können sich innerkirchlich sehr stark einbringen.“ Michaela Ully kann sich einige Veränderungen vorstellen, eines ist für sie aber klar: Die Möglichkeiten zur Beteiligung für Frauen „hängen nicht am Amt“.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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