Christentum - Ein Reiseführer | Etappe 037
Das Umfeld Jesu

See Gennesaret in Galiläa, bevorzugter Ort des Wirkens Jesu. | Foto: AF Kersting
  • See Gennesaret in Galiläa, bevorzugter Ort des Wirkens Jesu.
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Religion und Kultur

Das Judentum wies bereits damals eine große innere Vielfalt auf, zeigte jedoch auch tragende Grundlinien, die nicht in Frage gestellt wurden. Zu diesen Grundlinien gehören das Bekenntnis zum Monotheismus (Glaube an nur einen Gott), das Bewusstsein einer besonderen Erwählung des Volkes Israel und die Bindung an die Schrift. Selbstverständlich waren darüber hinaus der Gottesdienst in Tempel und Synagoge, die Pflege religiöser Traditionen wie die Beschneidung sowie die Einhaltung des Sabbat und die Beachtung verschiedener Speise- und Reinheitsgebote.

Ein weiterer zeitgeschichtlicher Faktor ersten Ranges bestand in der Hellenisierung, die den östlichen Mittelmeerraum seit Alexander dem Großen (Entscheidungsschlacht bei Issos 333 v. Chr.) in mehreren Schüben für sich eingenommen hatte. Das Griechentum konnte sich vor allem deshalb so stark ausbreiten, weil es dem Orient militärisch, ökonomisch und kulturell bei weitem überlegen war. Mit der Ausbreitung des römischen Weltreichs intensivierte sich in Palästina der ohnehin seit langem bestehende Anpassungsdruck. Dadurch kam es zu inneren Spannungen in der Gesellschaft des Landes. Wiederholte Aufstände gegen die Römer waren die Folge. Sie führten zu zwei großen jüdisch-römischen Kriegen, die schließlich mit der Zerstörung Jerusalems und der Vertreibung der Juden aus Palästina endeten.

Geografische Bedingungen
Das Zentrum des Wirkens Jesu lag ohne Zweifel in Galiläa. Dabei scheint Jesus sich bevorzugt am Nordufer des Sees von Galiläa (See Gennesaret), und zwar genauerhin in Kafarnaum aufgehalten zu haben. Da Jesus als Wanderprediger unterwegs war, war der Ort wohl sein Stützpunkt, von dem aus er Wanderungen zu den Orten der Umgebung unternahm. Die Evangelien nennen einzelne Orte mit Namen, doch ist es bislang nicht gelungen, daraus eine Route der Wanderungen Jesu zu rekonstruieren.

Galiläa war zur Zeit Jesu ein jüdisch geprägtes Land, in dem nur wenige Heiden wohnten. In wirtschaftlicher Hinsicht war Galiläa überwiegend von der Landwirtschaft geprägt. Großgrundbesitzer und pachtpflichtige Kleinbauern lebten nebeneinander. Am untersten Ende der sozialen Skala stand das Heer der landlosen Mietarbeiter. Sie wurden oft nur tage- oder stundenweise beschäftigt. Wenn Jesus sich in seiner Verkündigung besonders an die Armen wandte und gerade ihnen das Heil zusprach, so konnte er sicher sein, dass es für diese Botschaft in Galiläa genügend Zuhörer gab.

Die Bewohner der eher städtisch geprägten Landschaft Judäa standen den Galiläern abschätzig gegenüber. Dies ging zum einen auf das bestehende Stadt-Land-Gefälle zurück und erklärte sich zum anderen aus religiösen Gründen. Wegen der räumlichen Entfernung war den Galiläern eine Teilnahme am Tempelgottesdienst weit seltener möglich als den Bewohnern Judäas. Dieses Fernbleiben legte man ihnen jedoch zur Last und bewertete es als religiöses Desinteresse. Damit war Galiläa in vielerlei Hinsicht ein Land voller Spannungen. Die Zahl der Menschen, die sich angesichts dessen nach einer grundlegenden Wende sehnten, muss groß gewesen sein.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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