Grazer Schauspielhaus
Ist die Todespille richtig?

Gerhard Balluch als „Herr Gärtner“ im Vordergrund bringt seinen Wunsch, sein Leben zu beenden, vor eine fiktive Ethikkommission. Ferdinand von Schirachs Stück „Gott“ nimmt das Publikum mit in ein brisantes Thema. | Foto: Karelly, Lamprecht
  • Gerhard Balluch als „Herr Gärtner“ im Vordergrund bringt seinen Wunsch, sein Leben zu beenden, vor eine fiktive Ethikkommission. Ferdinand von Schirachs Stück „Gott“ nimmt das Publikum mit in ein brisantes Thema.
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„Gott“. Ferdinand von Schirachs Stück hatte Premiere in Graz.

Brisanten ethischen Fragen widmet sich das Stück „Gott“ von Ferdinand von Schirach, das am 4. Februar im Grazer Schauspielhaus Premiere hatte – in einer „austrifizierten“ Version. Herr Gärtner, dargestellt von Gerhard Balluch, will nach dem qualvollen Tod seiner Frau nicht mehr leben. Obwohl ihn seine Kinder, Freunde und Ärzte davon abzubringen suchten, will er sein Leben mit einem nach der gesetzlichen Neuregelung des assistieren Suizids zugänglichen Präparat beenden. Er möchte dennoch den letzten Wunsch seiner Frau „Mach es richtig!“ erfüllen und bringt sein Anliegen vor eine Ethikkommission.

Bei dieser treten unter anderen eine Verfassungsrichterin auf, ein Onkologe, ein eloquenter Anwalt und ein von Clemens Maria Riegler dargestellten Bischofsvikar als theologischer Sachverständiger. Dessen Argument, Lebensmüde bräuchten Liebe und Zuwendung statt einer Todespille, überzeugt dabei mehr, als wenn er meint, Leiden bedeute Reinigung und Christentum sei eine Religion des Leidens.

Das Publikum wurde beim Stück ebenfalls zu einer Stellungnahme gebeten. Vor Beginn wurde gefragt, wer grundsätzlich eher für oder gegen „Sterbehilfe“ sei: 77 Prozent stimmten für Ja, 23 Prozent hatten Vorbehalte. Als nach dem Stück gefragt wurde, ob Herr Gärtner das todbringende Präparat bekommen soll, waren die Bedenken gestiegen. Nun standen 57 Prozent Pro-Stimmen 43 Prozent Contra-Stimmen entgegen.
Das Thema zeigt sich jedenfalls als höchst komplex. Der Anwalt im Stück stellte mit „Wem gehört unser Leben und wem, wenn nicht uns, unser Sterben?“ Suggestivfragen, die Individualismus viel stärker nähren als etwa die Frage „Was macht das Leben lebenswert, was gibt ihm Sinn?“

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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