Diagonale
Filme mit Tiefgang

Im Film „Augusts Orte“ fährt die aus Tirol stammende Filmemacherin Valérie Pelet im Urlaubsmonat August von Marokko nach Österreich und folgt der Fluchtroute ihres 
Schwagers. | Foto: Kultum
  • Im Film „Augusts Orte“ fährt die aus Tirol stammende Filmemacherin Valérie Pelet im Urlaubsmonat August von Marokko nach Österreich und folgt der Fluchtroute ihres
    Schwagers.
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Kultum-Preis fürbesten Kurzdokumentarfilm und Franz-Grabner-Preis für Kino- und Fernsehdokumentarfilm.

Zum 25. Mal fand heuer, 5. bis 10. April, in Graz die „Diagonale“ statt, das Festival des österreichischen Films. Dabei stiftete das Grazer „Kultum“ (Kulturzentrum bei den Minoriten) den Preis für den besten Kurzdokumentarfilm. Die Auszeichnung in der Höhe von 4000 Euro erhielt die österreichische Regisseurin Valérie Pelet für ihren Film „Augusts Orte“.

In den im Film „Augusts Orte“ eingefangenen Ansichten des drückenden Monats August erschließe sich die Fragilität von Grenzen inner- und außerhalb Europas. „Durch die herausragende Collage von Bild und Text erzeugt die Filmemacherin eine Konfrontation der Zusammenhänge von Reise, Tourismus, Arbeitsmigration wie Flucht“, so die Jury. Regisseurin Valérie Pelet fuhr für ihren Film im ersten Corona-Sommer 2020 jene Fluchtroute ab, die ihr Schwager, der seinen Aufenthaltstitel im Schengenraum verloren hat, von Marokko nach Österreich nahm. „Ergebnis ist ein Journal, das die Urlaubsfreude gefrieren lässt“, hieß es.

Jugend ohne Gott. Das kirchliche „Kultum“ war am 8. April im Rahmen einer Kooperationsveranstaltung zum „Diagonale“-Veranstalter geworden. Die Wiener Theologin Regina Polak diskutierte dabei mit dem Politikwissenschafter Christoph Novak über das Thema „Jugend ohne Gott. Identitätssuche on- und offline“. Ebenfalls am Podium die Filmemacherinnen Kurdwin Ayub und Cristina Zerr.

Polak merkte zu den Filmen von Ayub und Zerr an, darin werde zwar sehr viel über Religion gesprochen, aber kaum über Gott selbst: Dieses Thema sei mittlerweile intimer als das Sprechen über Sexualität, so die Theologin. Religion werde zwar als soziale Praxis akzeptiert. Die Frage nach religiösen Inhalten bleibe aber weitgehend ausgespart.

Soziale, religiöse Strukturen seien massiv fluide geworden – das sei die Frucht eines neoliberalen Weltgefühls, so Polak. Am Ende sei das Individuum sich selbst überlassen, damit bleibe nur mehr der Kampf um die Identität, das eigene Selbst, den eigenen Körper. Gleichzeitig ortet Polak junge Menschen auf Plattformen wie „Fridays for Future“, „Black Lives Matter“ oder im Flüchtlingsbereich, wo neue Formen von Gemeinschaftsbildung stattfinden.

Franz-Grabner-Preis. Im Rahmen der Diagonale wurde auch der mit je 5000 Euro dotierte Franz-Grabner-Preis vergeben, der an den 2015 verstorbenen ORF-Journalisten Franz Grabner erinnert. Als bester Kinodokumentarfilm wurde „Weiyena – Ein Heimatfilm“ von Weina Zhao und Judith Benedikt prämiert. Im Befragen der eigenen Familiengeschichte enstand ein intimes transgenerationales Porträt mit Blick auf Migrationsgeschichte und auf Lebensrealitäten in China während und nach der Diktatur.

Den Preis als bester Fernsehdokumentarfilm erhielt Danielle Proskar für „Erich Fried – Dichter im Porzellanladen“. Die Dokumentation entdeckt den gebürtigen Wiener Juden Erich Fried (1921–1988) neu als sprachgewaltigen Lyriker, als Streitlustigen, der ins Risiko geht, um die eigenen Widersprüche weiß und auch die Gegenseite hört, und als einen „Urvater des politischen Aktivismus“.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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