Buch-Tipp
Die Erotik in der religiösen Kultur

Das Heilige ist das Heilige – und das Nackte ist das Nackte. Doch dieser Versuch, Sexualität und heilige Orte bzw. Räume des religiösen Erlebens strikt voneinander zu trennen, scheitert unweigerlich. Die Sexualität ist eine starke Kraft und sie sucht sich ihren Weg, manchmal auch ganz unerwartet. Dieses Buch taucht in das reizvolle Spannungsfeld des Heiligen und des Nackten – vorwiegend im Kontext des christlichen Abendlandes – ein.

Das finstere Mittelalter war dabei keineswegs so finster, wie man glaubt, und die Neuzeit alles andere als liberal. Je rigider die Sexualmoral einer Gesellschaft, desto nackter werden die Heiligen in der katholischen Bilderwelt, umso mehr blitzt der Busen der büßenden Maria Magdalena unter ihren langen Haaren hervor. Diese Heilige wurde zur Projektionsfläche für Männerphantasien; für Frauen und homosexuell empfindende Männer war es eher der hl. Sebastian. Das zunehmende Moralisieren machte die Sache erst recht interessant.

War früher, vor der Moral, alles ungezwungener und „natürlicher“? Oder ist dieses „Goldene Zeitalter“ nur Phantasie? Der Autor zeigt in seinem Gang durch die Kulturgeschichte, dass das Nackte immer schon aufregend war und gerade in der Spannung zum Heiligen zeigt sich das Spiel von Lust und Würde. Sie hat viel zur Versinnlichung des Glaubens beigetragen.

Markus Hofer, geb. 1957, studierte Philosophie, Theologie, Germanistik und Kunstgeschichte, war langjähriger Leiter des Männerbüros der Katholischen Kirche Vorarlberg und publizierte mehrere Bücher, zuletzt „Glauben und das Leben genießen. Lebenskunst aus der Bibel“. Seit 2014 ist er an der Fachstelle Glaubensästhetik in Feldkirch tätig.

Markus Hofer: Das Heilige und das Nackte. Eine Kulturgeschichte, 192 Seiten, gebunden, 70 farb. Abb., 28 Euro, Tyrolia Verlag, Innsbruck, 2022, ISBN 978-3-7022-4052-3.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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