Positionen - Theresia Heimerl
Zurück zur Natur, aber nicht zu Fuß
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In meiner Jugend, den 80er-Jahren, wo man vor Waldsterben und Ozonloch warnte, fand sich auf so mancher Schulbank und Häuserwand der Spruch: „Zurück zur Natur, aber nicht zu Fuß.“ Die ironische Fortsetzung des Zitats von Jean-Jacques Rousseau könnte man auch gut auf ein Banner am Eingang der kürzlich zu Ende gegangenen Weltklimakonferenz in Brasilien schreiben: Die Mächtigen dieser Welt trafen einander in Belém, einer Stadt unmittelbar am Rand des Regenwaldes – genauer gesagt trafen sie sich in einem extra für die Konferenz in den Regenwald gebauten Gebäudekomplex.
Zu Fuß gingen sie nicht, sondern ließen sich über eine eigens durch den Regenwald gebaute Autobahn zum Nachdenken über die Natur chauffieren. Fairerweise: Auch die Aktivisten aus anderen Kontinenten sind nicht über den Ozean gerudert oder geschwommen. Nur die indigenen Bewohner des Regenwaldes mussten nicht zurück zur Natur, sie waren schon da. „Zurück von der Natur“ wäre heute wohl das Gebot der Stunde, sonst kann die Klimakonferenz bald unter einem anderen Zitat stattfinden: „Ihr, die ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren!“ (Dante Alighieri)
Theresia Heimerl
redaktion@sonntagsblatt.at
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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