Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Unterhaltung und Ernst

Der kürzlich verstorbene suspendierte Theologe und Kirchenkritiker Adolf Holl hatte sicher am damaligen Papst Johannes Paul II. einiges auszusetzen. Aber als er einmal gefragt wurde, welchen Papst er sich am ehesten wünsche, sagte er sinngemäß: Eigentlich doch den jetzigen, eben Johannes Paul II. Der sage wenigstens klar, was er meine. Da wisse man, wie man dran ist. Und Holl fügte hinzu: Als er in Diskussion und im „Clinch“ mit Kardinal König stand, sei es beiden um eine ernste Frage gegangen. Heute wollten die Leute keine sachlichen Auseinandersetzungen mehr; es ginge ihnen nur um Unterhaltung.
Gewiss hat Adolf Holl selbst gerne provoziert und in diesem Sinne Schmäh geführt. Aber seine Beobachtung, dass ernsthafte Themen zu sehr im Unterhaltungsstil abgehandelt werden, können wir uns merken, zumal eine inzwischen anders gewordene Medienlandschaft das noch fördern könnte. Diskussionen werden nicht immer im Wissen geführt, worum es eigentlich geht. Empörung kommt oft schneller auf als die Wahrheit.
Holls überraschende Mahnung zur Ernsthaftigkeit ist wichtig. Sie soll aber nicht bedeuten, dass wir den tierischen Ernst wollen. Auch ernsthafter und sachlicher Kommunikation darf der Humor nicht abhanden kommen. Eine gewisse Leichtigkeit verhindert ein gefährliches Sich-Hineinsteigern.
Genießen wir also die Faschingszeit, wenn sie Unterhaltung bietet. Oder wenn sie manche Zustände mit Humor kritisiert – ganz ernst gemeint.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

Ingrid Hohl aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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