Positionen - Elisabeth Wimmer
Größere Jahre!

Der Ausruf aus einem Peanuts-Cartoon ist als augenzwinkern-der Neujahrswunsch bei mir angekommen. Charlie Browns Freundin Lucy klagt darin: „Uns bleibt immer weniger Zeit für die Dinge, die wir tun wollen.“ Es folgt (nach der hinreißend gezeichneten Grübelpause) ihre lautstarke Erkenntnis: „Wir brauchen größere Jahre!“

Viele von uns werden Lucy seufzend zustimmen: Für all die Dinge, die wir tun wollen, sind unsere Tage oft zu „klein“, Stunden und Jahre, so scheint’s, galoppieren dahin.

Wie gut, dass es Neujahr gibt, einen vereinbarten Einschnitt in der Zählung der Zeit. Die Vorstellung einer kleinen Lücke im Kalender, womöglich einer Zeit „zwischen den Jahren“, in der etwas Besonderes möglich wird: auf eine Zeit, die noch unsortiert vor uns liegt, vorauszuschauen – wie damals als Kind am Schulschlusstag auf die endlosen Sommerferien.

Ja, auch heuer werden unsere Pläne die Kalenderseiten füllen und unsere Hände die Zügel der Zeit fest halten wollen. Ab und zu rufen wir wie Lucy vehement: „Wir brauchen größere Jahre!“ Dann können wir uns an die kleine Lücke im Kalender erinnern und das Dinge-Tun kurz unterbrechen. „Größere Jahre?“, fragen wir uns. Welche Augenblicke machen unsere Zeit „groß“?

Was wir brauchen, hat mit dem Vertrauen zu tun, dass wir unsere Zeit weder zerstören noch erschaffen können. Sie wird immer freier sein als unser Tun und Atmen. Mit etwas Glück bietet sie uns ab und zu eine kleine Lücke „zwischen den Stunden“ an, einen zeitlosen Moment, in den wir schlüpfen dürfen. Und spüren, wo wir hingehören.

Elisabeth Wimmer

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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