Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
Fasten und Abstand halten

Wie gern würden wir ihn verjagen, den (Baby-)Elefanten, der zur Maßeinheit für den gesundheitlichen Sicherheitsabstand zu anderen Menschen geworden ist. Aber ein Elefant ist eben stark. Es wird noch einige Zeit dauern, bis wir es gemeinsam schaffen, ihn aus unserem Alltag wegzukriegen.
Abstand halten ist gesund. Abstand halten tut aber auch weh. Nicht selten leiden Menschen unter zu viel Distanz, unter fehlenden oder eingeschränkten persönlichen Kontakten. Sogar in den Kirchenbänken sind Abstände markiert.
Für die Kirche hat jetzt die Fastenzeit begonnen. Sie dauert, Sonntage nicht mitgerechnet, 40 Tage. Das Ende heißt Ostern und Auferstehung. Die von Corona verordnete Fastenzeit dauert schon ein Jahr. Zeit und Art vom Ende noch ungewiss.
Was wir religiös mit Fasten meinen, hat auch mit Abstand zu tun. Aber nicht mit Rückzug aus Kontakten. Fasten soll den gesunden Abstand zu den Dingen in Erinnerungen rufen, von denen wir vielleicht zu sehr abhängig sind. Zum zwischenzeitlichen Fasten gehört freiwillig, was das langfristige Corona-Fasten erzwingt. Einmal Abstand nehmen von dem, was uns aufzufressen droht.
Respektvolle Distanz gehört genauso wie liebevolle Nähe zu jeder gelingenden Beziehung. Corona verlangt uns die Kunst ab, auch aus der Distanz Nähe zu vermitteln. In der Grazer Feuerhalle steht coronabedingt auf manchen Sesseln: „Bitte diesen Platz freihalten.“ Heuer könnte Fasten eine Ermunterung sein, in unserem Herzen dem Mitmenschen und Gott einen Platz freizuhalten.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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