Weltkirche
So kann Kirche gehen

Am Strand des Arabischen Meers trifft Bischof Hermann Glettler indische Jugendliche zum Gedankenaustausch. Das Glaubensleben ist durch die Basisgemeinschaften intensiver geworden, berichten sie. | Foto: HG
  • Am Strand des Arabischen Meers trifft Bischof Hermann Glettler indische Jugendliche zum Gedankenaustausch. Das Glaubensleben ist durch die Basisgemeinschaften intensiver geworden, berichten sie.
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Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler berichtet aus Indien von „lebendiger und herausgeforderter“ Kirche im Bundesstaat Kerala.

Nicht nur in Europa, auch in allen katholischen Ortskirchen weltweit stellt sich die Frage einer guten Balance zwischen Glaubenstradition und pastoraler Innovation. Das betont der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler nach einer Begegnung mit den lateinischen Bischöfen des Bundesstaates Kerala in Indien. „Die notwendige Wertschätzung der überlieferten Glaubenstradition darf nicht zu einer Verweigerung eines pastoralen Aufbruchs führen“, erklärte Glettler.

Bei der Begegnung mit Bischöfen in Vijayapuram ging es auch um Fragen betreffend die Mission indischer Priester und Ordensgemeinschaften in Europa. Auch der von Papst Franziskus angestoßene weltweite Synodale Prozess der Kirche, der von allen indischen Diözesen des lateinischen Ritus intensiv aufgegriffen worden ist, war Thema. In Kerala sei er auf eine lebendige und gleichzeitig sozial und politisch auf vielfache Weise herausgeforderte Kirche getroffen, berichtete Glettler.

Erfolgsmodell Basisgemeinschaften
Als „ganz wichtige Erfahrung“ bezeichnete die Tiroler Delegation ein Treffen mit den Verantwortlichen der kirchlichen Basisgemeinschaften (Basic ecclesical Communities) in der Diözese Punalur. Diese Gemeinschaften, die aus jeweils rund 20 Familien bestehen, treffen sich alle 14 Tage in einer Familie. Dabei tauschen sie sich über das Wort Gottes aus, beten miteinander und bereiten den Sonntagsgottesdienst vor. Zusätzlich organisieren sie Besuchsdienste bei Kranken und Verwitweten und unterstützen sich gegenseitig in finanziellen Notlagen.

Laut örtlichen Kirchenvertretern gibt es dieses System einer solidarisch vernetzenden Pfarrpastoral mit Basisgemeinschaften in allen Diözesen Keralas bereits seit zwei Jahrzehnten. „Das Glaubensleben in der Kirche in Kerala ist durch die Basisgemeinschaften noch intensiver geworden. Die Gläubigen spüren stärker als zuvor, dass sie zum Aufbau der Gemeinde Mitverantwortung tragen“, sagte der Ordinariatskanzler der Diözese Punalur, Roy Simson. Die rund 13.000 Basisgruppen in den lateinischen Diözesen Keralas ergänzen die starke, immer noch lebendige Volksreligiosität. „So kann Kirche in der Nachbarschaft gehen und Zukunft haben“, zeigte sich auch Bischof Glettler beeindruckt.

Kirche in Indien umfasst drei Riten

Die Katholische Kirche in Indien umfasst verschiedene Riten. Neben dem inzwischen größten, dem lateinischen, gibt es den ostsyrischen Ritus der Syro-Malabaren und den westsyrischen der Syro-Malankaren. Indienweit gibt es 132 lateinische Diözesen, zu den mit Rom verbundenen (unierten) malabarischen und syro-malankarischen katholischen Kirchen gehören weltweit insgesamt 45 Diözesen.

Die lateinischen Diözesen Keralas zeichneten sich durch Seelsorge und soziales Engagement für die ärmeren Bevölkerungsschichten aus. Die syro-malabarische Kirche engagiert sich stark in der Gründung neuer Diözesen, sowohl in Indien als auch in Europa und in den USA. In Österreich wirken aktuell überdurchschnittlich viele Priester aus der syro-malabarischen Tradition, auch wenn sie eine Zulassung zur Feier des lateinischen Ritus haben.

KAP

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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