Kultur
Neu, ATEM, neu!

Nach Sanierung wieder ein Raum für Kunst und Kultur, Diskurs und Begegnung: der Große Minoritensaal am Mariahilfer Platz in Graz. „Kultum“-Leiter Johannes Rauchenberger (am Pult) konnte zur künstlerischen „Einweihung“ am 12. November ein vielfältiges Programm präsentieren. | Foto: Neuhold
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  • Nach Sanierung wieder ein Raum für Kunst und Kultur, Diskurs und Begegnung: der Große Minoritensaal am Mariahilfer Platz in Graz. „Kultum“-Leiter Johannes Rauchenberger (am Pult) konnte zur künstlerischen „Einweihung“ am 12. November ein vielfältiges Programm präsentieren.
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Der renovierte Minoritensaal wurde mit Literatur, Musik, Diskurs und Bildender Kunst eingeweiht.

Es war im besten Sinne eine In-Spiration, eine Einhauchung, eine Beatmung mit Kunst für den renovierten Minoritensaal. Die offizielle Eröffnung findet am 22. Jänner 2022 statt, die künstlerische Einweihung ging am 12. November über die Bühne.
Mehr als eineinhalb Jahre wurden der Minoritensaal und das ganze Areal renoviert. Fünf Monate lang lief mitten in der Baustelle die Ausstellung EINATMEN – AUSATMEN, die mit einer letzten Führung mit Kurator Johannes Rauchenberger und Gastkuratorin Katrin Bucher Trantow (Kunsthaus Graz) zu Ende gegangen ist.

Künstlerisch eingehaucht. Mit „neu, ATEM, neu“ hat das Kulturzentrum bei den Minoriten diesen besonderen Ort, in dem seit 1965 kulturelle Veranstaltungen stattfinden, künstlerisch „wiedereingeweiht“. Im lateinischen Sinne von „dedicatio“: Was ja so viel heißt wie Widmung, Zueignung. Das war der Atem, der durch die Corona-Pandemie so im Zen-trum steht – aber vor allem ist dieser angstbesetzt, wo er doch die Bedingung des Lebens ist. ATEM – das ist aber auch eine Übersetzung für „Spiritus“, den Heiligen Geist: Diese Polarität schwang in diesem Projekt „ATEM“ mit, der dem historischen Ort künstlerisch eingehaucht wurde.

Lieb Nachtigall, wach auf. Explizit und implizit kam dies auch in der ersten Lesung der Büchner-Preis-Trägerin Felicitas Hoppe vor, die diesen besonderen Abend eröffnet hat: „Lieb Nachtigall, wach auf.“ Ein biografischer Text über erste religiöse Imagination des Asthma-Kindes, eine Erinnerung an den flötenspielenden Vater mit dem genannten Lied, von dem es am Ende hieß: Sing, sing, sing, sing!

Literatur und Musik. Ihr folgte ein auch für diesen Abend geschriebener Text von Arnold Stadler, gelesen von Barbara Rauchenberger – eine fulminante Prosa, die sich an eine Reise an den Kilimandscharo anknüpft, wo der Schriftsteller ob seines Asthmas nicht rauf durfte, diesen Berg des Paradieses (für so viele Touristen) aber imaginierte.
Darüber hinaus waren noch Texte des Leipziger Lyrikers und Theologen Christian Lehnert und der Wiener Schriftstellerin Margret Kreidl zu hören, deren Gedichtzyklus „Einleuchtend weiß“ in Auszügen von den Komponisten Sanziana Dobrovicescu, Clemens Nachtmann und Antonis Rouvelas vertont wurde. Die Mezzosopranistin Klaudia Tandl und das Ensemble airborne extended haben die Werke famos interpretiert. Eine Zusammenfassung wird in der ORF-Sendung „Orientierung“ am 21. November (Gestaltung: Christian Rathner) ausgestrahlt.

Diskurs. Bereits am Nachmittag wurde in einem von Florian Traussnig gestalteten Diskurspanel im neu gestalteten kleinen Minoritensaal nach Atem und Atemlosigkeit in Kunst, Philosophie und Gesellschaft gefragt. Eine neue politische – und friedlichere – Philosophie, die uns Menschen als Atmende und Entzünder sieht, skizzierte der slowenische Philosoph Lenart Škof, der alle Anwesenden in Bann zog.
Die vorangegangene Ausstellung und die Texte des Abends werden in einem Buch veröffentlicht.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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